LAUBENHEIM – Das Gras ist feucht, der Tag ist noch jung. Schnüffelnd streifen die Hunde mit ihren Fellnasen durch die Felder von Laubenheim und nehmen ganz neugierig die verschiedenen Gerüche auf. Plötzlich – ein Fund, der nicht in die Natur gehört, aber sehr verlockend nach Wurst aussieht. Komisch, dass so ein Leckerbissen einfach am Wegrand liegt.
Bereits in der ersten Hälfte von 2020 wurden 149 Fälle von tödlich verunglückten Vierbeinern durch Giftköder in Deutschland registriert. Besonders beunruhigend ist außerdem, dass die Tendenz stetig zunimmt, wie Hauptkommissar Ludwig Waldinger gegenüber dem ZDF im Herbst 2020 bestätigte.
Da 21 Prozent aller Haushalte in Deutschland nach dem Stand des Jahres 2021 einen Hund besitzen, ist die Sorge weitverbreitet, dass der eigene treue Gefährte vielleicht als nächstes dran sein könnte. Von den 10,3 Millionen Hunden in ganz Deutschland sind allein in Mainz im April 2022 rund 6000 Hunde offiziell bei der Stadtverwaltung gemeldet.
Tierärztin Linda Weimer hat in ihrer kleinen Praxis in Gonsenheim zum Glück noch nicht allzu viele schlimme Fälle von Giftködern behandeln müssen, da die Besitzer oft direkt in eine Tierklinik fahren. Jedoch kann sie einige Hinweise auf Symptome oder mögliche Gifte geben. Zwei der häufigsten Gifte, die Hunde zu sich nehmen, sind Schneckenkorn und Rattengift. Leider gibt es aber auch Fälle von kleinen Fleischwurst- oder Hackfleischbällchen, die mit Nägeln oder Rasierklingen präpariert sind. Außerdem betont sie: „Bemerkt man, dass sein Hund anfängt zu taumeln, zittern oder sehr viel Speichel verliert, sollten die Alarmglocken klingen.“ Spätestens bei blutigem Kot oder Erbrochenem sei Eile geboten, da das Gift schon bis zu drei Tage im Körper gewirkt haben könnte, bis es auffällig wurde. Wenn schnell genug reagiert wird, sterben die Hunde meistens zum Glück nicht, jedoch sind Folgeschäden wie eine Niereninsuffizienz möglich.
Solche unmenschlichen Attentate auf die flauschigen Familienmitglieder passieren leider immer wieder. Ein Opfer war Hundetrainerin Natascha Petry und ihr deutscher Schäferhund Xander auf dem eigenen Hundeplatz in Finthen. Da sie allerdings schnell bemerkt hat, dass etwas nicht stimmt und die Tierärztin direkt eingegriffen hat, lebt Xander heute gesund weiter.
Besonders beliebt für die Auslegung von Giftködern ist der Sommer, wenn sich Leute zum Beispiel durch Tretminen gestört fühlen.
Typisch sind Wald- oder Feldwege, ebenso wie Parks oder kleine Grünstreifen. Auffällige Standorte sind vor allem Laubenheim oder Hechtsheim. Besonders problematisch ist auch, dass die Giftköderleger meist davonkommen, da man sie nicht erwischt und eine Anzeige gegen Unbekannt von der Polizei fallengelassen wird.
Aus diesem Grund gibt es inzwischen Angebote wie Giftködertraining von Hundeschulen und Online-Workshops, die jeder Hundebesitzer als Vorbeugung und Hilfe besuchen kann. Sehr bekannt und hilfreich ist die kostenlose App „Dogorama“, in der man unter anderem jeden merkwürdigen Fund mit Standort posten kann, um Andere und sich selbst zu schützen.
Autorin: red/Sophie Ober