
OPPENHEIM – „Hakuna matata“: Der Spruch von Timon und Pumbaa aus dem Film „König der Löwen“, fungiert in Oppenheim als Name einer neuen Tagespflegeeinrichtung in Oppenheim. „Keine Sorgen“, singen Simbas Freunde frei übersetzt. Angela Amodeo will in der gleichnamigen Einrichtung, die sie vor Kurzem auf den Markt gestellt hatte, unter anderem jenen Familien zurufen, die sich einen entspannten Alltag wünschen. „Eine bedürfnisorientierte, individuelle, kontinuierliche und stabile Betreuung für das Kind wirkt sich auf alle Familienmitglieder aus“, sagt sie.
Amodeo ist kein Neuling im Metier. Als Erzieherin kennt sie die Herausforderungen des Kita-Alltags: Überlastung, Personalnot, krankes Team. Eine konzeptionelle Pädagogik musste da oft zurückgeschraubt werden, beschreibt die Erzieherin rückblickend ihre Arbeit in einer Einrichtung. Was sie sagt, klingt streckenweise scharf. Weil sie aber den Kindern gerecht werden wollte, stieg sie aus – und gründete ihre eigene Einrichtung.
Aktuell betreut sie zwei Kinder in einem angemieteten Räumen – ein Novum im Landkreis Mainz-Bingen, wo fast alle Tagesmütter zuhause arbeiten. Ihr Konzept: modern, partizipativ, inspiriert von Montessori. Eltern aus Oppenheim und darüber hinaus reagieren sehr positiv. Das gezielte Angebot trifft die Nachfrage. Ein Grund: Kitas können oft keine flexiblen Teilzeitlösungen anbieten – ein Bedarf, den sie gezielt abdeckt.
„Ich werbe mit Flexibilität“, sagt Amodeo. Gerade Eltern mit Teilzeitjobs, die aus den Nachbargemeinden, wo es weder geeignete öffentliche Betreuungslösungen für ihre Kleinen und auch keine Tagespflegepersonen gibt, finden bei ihr eine Lösung. Auf dem Weg zur Arbeit in Mainz beispielsweise bringt eine Mutter ihr Kind zu „Hakuna matata“. Auf dem Weg zurück nimmt sie es mit: vier Tagen in der Woche. In deren Heimatgemeinde gibt es nichts Vergleichbares. Im Juni wird ihre Betreuungsstätte mit fünf Kindern voll besetzt sein.
Noch scheint die Tagespflege nicht ganz als gleichwertige Alternative zur Kita in der Öffentlichkeit zu gelten. Eine Hürde stelle beispielsweise der Aufbau dar. Der sei teuer gewesen. Zwei Monate Miete im Voraus musste Amodeo entrichten, die Einrichtung, das Material aus eigener Tasche bezahlen. „Ich habe bis dato noch nichts verdient.“ Die Bezahlung durch das Jugendamt erfolgt erst Wochen nach Monatsende.
„Warum wird Eltern nicht gesagt: Du kannst auch zur Tagespflege gehen?“ Amodeo sieht darin ein strukturelles Versäumnis und weist auf das Ausbaupotenzial bei der Unterstützung für individuelle Initiativen, wie ihre.
Vor Kurzem hat das Jugendamt im Landkreis, das die Ausbildung der Tagesmütter – wie bei Amodeo – fördert und fordert, einige neue Tagesmütter ihre Zertifikate überreicht. Seit 2005 führt das Mainz-Binger Kreisjugendamt die Qualifizierungskurse in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule durch. Derzeit werden 274 Kinder von insgesamt 68 Tagespflegepersonen im Landkreis Mainz-Bingen betreut. Amodeo würde gerne mit anderen Tagesmüttern, mit Schulen, mit der Stadt kooperieren. Doch dafür müsste das Netzwerk im Landkreis gefördert und gestärkt werden, meint sie.
Ihre Initiative stößt jedenfalls auf mehr Nachfrage als sie Plätze hat. Für 2026 – das Jahr, in dem alle Grundschulen Ganztagsbetreuung werden anbieten müssen, hat die Tagesmutter bereits Ideen. Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Spielzeit: Angebote, die sie stemmen könnte und gerne auch in Kooperationen anbieten würde.
Gregor Starosczyk-Gerlach