GINSHEIM-GUSTAVSBURG – Die im Personenbeförderungsgesetz verankerte Forderung, alle Haltestellen in Deutschland barrierefrei umzubauen, hat in Ginsheim-Gustavsburg eine erste wichtige Umsetzung erfahren.
In einem von der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Kreis Groß-Gerau (LNVG) und der Stadt Ginsheim-Gustavsburg in Kooperation durchgeführten Projekt konnte nun mit dem Friedrich-Ebert-Platz eine zentrale Haltestelle im alten Ortskern in Ginsheim erfolgreich barrierefrei ausgebaut werden.
Unter anderem wurden folgende baulichen Veränderungen an den einzelnen Haltepositionen durchgeführt:
Im Bereich der Position zwischen Ring- und Schillerstraße (Linien 56 und 91) wurde auf deren gesamter Länge und Breite sowohl der vorhandene Unterbau als auch der Gehwegbelag mit Platten (anthrazit) und einem Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen (weiß) erneuert.
In den Kreuzungsbereichen der Ringstraße und der Schillerstraße wurden entsprechende barrierefreie Übergänge mit einem Leitsystem und einem Tastbord für blinde und sehbehinderte Menschen sowie eine sogenannte Nullabsenkung für gehbehinderte Menschen geschaffen. Besonders erfreulich ist es, dass die Katholische Pfarrei St. Marien, der hier herzlich gedankt wird, einen Teil ihres Grundstückes zum barrierefreien Ausbau des Bereiches Ringstraße / Ecke Schillerstraße zur Verfügung gestellt hat.
Die Position in der Ringstraße (Linien 23, 60 und 83) wurde komplett überplant und erneuert.
Auf einer Länge von circa 18 m wurden reifenschonende sogenannte „Kasseler Sonderborde“ eingebaut, damit das Fahrpersonal die Busse möglichst dicht an den Bord lenken kann. Im Bereich der zwei vorderen Bustüren beträgt die Bordhöhe nun 22 cm. Diese Höhe und die besondere Form des Bordes, einer Hohlkehle im oberen Bereich, trägt in Kombination mit dem seitlichen Absenken des Busses, dem sogenannten „Kneeling“, dazu bei, die Einstiegshöhe und den Abstand zwischen Bus und Bord zu minimieren. Dadurch können Fahrgäste im Rollstuhl oder mit Rollator selbständig und bequem in den Bus ein- und aussteigen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Ein- und Ausstiegsfläche, die zugleich Wartefläche ist, verbreitert.
Dieser Bussteig wurde ebenfalls mit einem Blindenleitsystem ausgestattet, das sich vom umgebenden anthrazitfarbenen Belag taktil und visuell abhebt.
Der veraltete Fahrgastunterstand wurde durch einen transparenten und beleuchteten Unterstand mit beleuchteter Informationsvitrine ersetzt. Zudem wurde ein Haltestellenschild mit einem dynamischen Fahrgastinformationsanzeiger (DFI-Anzeiger) aufgestellt, das in das Blindenleitsystem integriert ist. Blinde und sehbehinderte Fahrgäste können sich die Abfahrtszeiten per Knopfdruck vorlesen lassen.
In den Kreuzungsbereichen der Ringstraße wurden ebenfalls barrierefreie Übergänge hergestellt. Zudem wurde die von den Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogene Grünanlage wiederhergerichtet und neu eingesät.
Die Nahverkehrsplanung der Stadt sieht vor, etwa zwei bis drei Haltestellen pro Jahr umzurüsten; dafür werden im städtischen Haushalt jährlich rund 150.000 Euro eingestellt. Das Projekt wird vom Land Hessen auf Grundlage des Mobilitätsfördergesetzes mit bis zu 70 Prozent und des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) mit bis zu 10 Prozent der Gesamtsumme gefördert.
Nach den Haltestellen am Friedrich-Ebert-Platz sind in den nächsten beiden Jahren im Rahmen weiterer Förderprojekte zunächst Haltestellen im alten Ortskern von Ginsheim vorgesehen, z.B. Stegstraße, Neckarstraße, Heimatmuseum aber auch eine neue Haltestelle am Ginsheimer Friedhof.
Wie wichtig die barrierefreie Teilhabe am ÖPNV ist, zeigen erste freudige Rückmeldungen von Menschen, die bereits vom barrierefreien Ausbau der Haltestelle „Friedrich-Ebert-Platz“ profitiert haben.
Stadtverwaltung Ginsheim-Gustavsburg