NIEDER-OLM – Mit dem Bundesteilhabegesetz haben Menschen mit Behinderung mehr Selbstbestimmung durch ein modernes Recht auf Teilhabe und die dafür notwendigen Unterstützungsleistungen. Soweit mal die graue Theorie. Dass und wie Menschen auch in der Praxis zu ihrem Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe kommen, dafür gibt es seit einigen Monaten in der Kreuzstraße in Nieder-Olm das Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZsL). Das ZsL ist eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung von Menschen mit Behinderung. Im Rahmen der „Ergänzenden unabhängige Teilhabe-Beratung“ (EUTB) soll hier mit den Betroffenen gemeinsam herausgefunden werden, welche Hilfsangebote für sie am besten geeignet sind. Dem vierköpfigen Team im ZsL ist dabei vor allem ein Gespräch auf Augenhöhe wichtig. „Unsere Berater und Beraterinnen haben alle selbst eine Beeinträchtigung und sind damit auch Experten in eigener Sache“, sagt Joachim Fischer. Das werde von den Ratsuchenden als sehr angenehm und vertrauensfördernd empfunden, weiß Fischer aus langjähriger Berufserfahrung. „Außerdem sind wir allesamt geschulte Fachleute. Neben den Betroffenen selbst, unterstützen wir auch Angehörige und Freunde, Partner und Partnerinnen“, ergänzt Irene Alberti, ausgebildete Peer Counselorin. „Die Schwerpunkte unserer Beratung liegen unter anderem auf der Hilfe beim Stellen von Anträgen im deutschen Bürokratiedschungel. Wir besprechen mit unseren Kunden zum Beispiel Fragen wie: Wo und wie kann ich selbstständig leben? Welche Unterstützungsleistungen zur gesellschaftlichen Teilhabe stehen mir zu (z.B. persönliche Assistenz)? Welche Hilfsmittel stehen mir überhaupt zu? Unsere Beratungen sind auch völlig unabhängig vom Alter, dem Geschlecht oder der Staatszugehörigkeit“, informiert Alberti.
„Aber bei der Klärung all dieser eher praktischen Dinge, ist uns eines ganz besonders wichtig: Der Mensch steht bei uns immer im Mittelpunkt. Dazu gehören alle Lebensbereiche und nicht nur ein bestimmtes Problem. Wir stehen immer auf der Seite der Ratsuchenden. Ihre Sichtweisen sind entscheidend. Wir möchten die Menschen auch selbst befähigen, für ihre Rechte einzutreten. Wir hier unterstützen sie auf diesem Weg“, sind sich Irene Alberti und Joachim Fischer einig.
„Wir arbeiten unabhängig. Das heißt, wir sind an keinen Kostenträger gebunden. Deswegen können wir mit unseren Kunden gemeinsam Lösungen entwickeln, die uns keiner vorgibt“, betont Joachim Fischer. Federführend für die Ergänzende unabhängige Teilhabe-Beratung (EUTB) ist das Bundessozialministerium.
Die Räumlichkeiten der Beratungsstelle in der Kreuzstraße sind selbstverständlich barrierefrei. „Da es nur einen Besprechungsraum gibt, findet aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes immer nur ein Gespräch mit einem Berater oder einer Beraterin statt“, informieren Alberti und Fischer. Termine sollten daher in der Regel mit dem Team telefonisch oder per Mail vereinbart werden. Dienstags von 10 Uhr bis 16 Uhr bietet das ZsL aber auch eine offene Sprechstunde an.
Kontakt: Tel: 06136 7693999, E-Mail: eutb-mainz@zsl-mainz.de
Weitere Infos auf: zsl-mainz.de
Annette Pospesch