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HWB-Musterwohnung: Training für ein selbstständiges Leben

(v. li.) Erster Kreisbei-geordneter Wolfgang Kollmeier, HWB-Geschäftsführer Norman Diehl, Bürgermeister Christian Vogt, Schulleiterin Anette Wenzel, Ellen Schmidt-Nobus, Geschäftsführerin der Gemeinnützige Zuhause Mobil GmbH, und HWB-Geschäftsführer Josef Mayr - Foto: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus

HOFHEIM – Die Hofheimer Wohnungsbau GmbH (HWB) vermietet die Musterwohnung für barrierefreies Wohnen in der Berliner Straße 6c als „Trainingswohnung“. Die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule gibt dort gemeinsam mit der Gemeinnützige Zuhause Mobil GmbH Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich in einer realistischen Umgebung auf ein selbstständiges Leben nach der Ausbildung vorzubereiten. Der Main-Taunus-Kreis hat die Wohnung seit März 2019 als Schulträger angemietet. Nach einer erfolgreichen Startphase wird das Projekt im Jahr 2020 fortgeführt.

„Inklusion ist ein wichtiges Anliegen für unsere Stadtgesellschaft. Daher sind Projekte wie diese wichtig, um einen aktiven Beitrag dazu zu leisten und jungen Menschen, die eine körperliche Einschränkung haben, die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben im eignen Zuhause zu eröffnen“, sagt Bürgermeister und HWB-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Vogt. „Die Musterwohnung war im Kontext der Modelregion Inklusion ein großer Erfolg und wir freuen uns, dass es durch diese neue Kooperation die Ziele der Modelregion weiter verfolgt werden“, sagt HWB-Geschäftsführer Norman Diehl.

„Wir freuen uns sehr, dass an der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule nach einigen Jahren wieder eine Trainingswohnung zur Verfügung steht, um Schülerinnen und Schüler auf selbstständiges Wohnen vorzubereiten“, sagt Erster Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier. Der Schuldezernent dankt der HWB sowie der Gemeinnützigen Zuhause Mobil GmbH und der Leberecht-Stiftung, die die Finanzierung der Miet- und Nebenkosten sicherstellt, für die gute Zusammenarbeit in diesem wichtigen Gemeinschaftsprojekt.“

„Das Leitziel unserer Schule weist neben der beruflichen Eingliederung auf selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe hin, die sich auf das gesamte nachschulische Leben bezieht“, erklärt die Leiterin der Bodelschwingh-Schule, Anette Wenzel. Der Bereich des Wohnens habe im Hinblick auf die Vorbereitung auf die nachschulische Lebenswelt und Zukunftsperspektive einen zentralen Stellenwert hinsichtlich der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, der Selbstständigkeit und der Unabhängigkeit,  wenn es um gesellschaftliche Teilhabe gehe.

Die eigene Wohnung ist für Menschen der Kern ihrer Privatsphäre. Sie bietet Rückzugsmöglichkeit, Gestaltungsspielräume und Geborgenheit. Sie ist Ausgangspunkt fast aller anderen Aktivitäten der Teilnahme und Teilhabe am öffentlichen Leben, der Berufstätigkeit und Freizeitgestaltung. „Dem entsprechend hat das Thema ‚Wohnen‘ bei der Vorbereitung auf ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Erwachsenenleben einen hohen Stellenwert“, sagt Wenzel. Diese Vorbereitung sei in der Musterwohnung aufgrund der alltagsnahen Bedingungen und der räumlichen Nähe besonders gut möglich.

„Die Nutzung einer Trainingswohnung bietet ein realistisches Erfahrungsfeld. Unsere Schülerinnen und Schüler lernen zum Beispiel wie man eine Wohnung einrichtet, diese regelmäßig pflegt, wie sie eigenständig einkaufen und ihre Freizeit selbst gestalten“, beschreibt Wenzel den Alltag in der Wohnung.

Ellen Schmidt-Nobus, Geschäftsführerin der Gemeinnützige Zuhause Mobil GmbH, sieht zwei wichtige Chancen für ihre Klienten: „Wir haben in der Trainingswohnung die Möglichkeit, die jungen Erwachsenen mit unseren langjährigen Erfahrungen im Bereich Betreuung und Assistenz so zu unterstützen, wie es individuell gebraucht und gewünscht wird.“ Der Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen gestalte sich bzgl. der Unterstützungsangebote in der Realität oftmals kompliziert, weil die Angebote nicht zusammenhängend aufgebaut seien. „Deswegen ist uns eine gute Zusammenarbeit mit der Bodenschwingschule so wichtig.“ Junge Leute sollten die Möglichkeit bekommen, sich auszuprobieren. Auch Personen mit umfangreichem Unterstützungsbedarf ermögliche man den Wunsch auf ein selbstständiges Leben, mit einem Unterstützungsangebot von bis zu 24 Stunden am Tag.

„Außerdem ist diese Wohnung hervorragend für einen Kurzurlaub für Personen mit Behinderung geeignet. Unsere Klienten wohnen oft noch in ihrem familiären Umfeld und dabei ist es manchmal für beide Seiten vorteilhaft, einen kurzen Urlaub zu ermöglichen, um neue Energie zu sammeln“, sagt Schmidt-Nobus. „Mit unserem familienentlastenden Dienst sind wir auch in der Lage, dies zu ermöglichen.“ Über die Ferien oder ggf. auch nur für ein Wochenende könne man flexibel die Wünsche der Klienten realisieren.

Die barrierefreie Musterwohnung der HWB in der Berliner Straße stieß während der Modellregion Inklusion auf reges Interesse. Seit November 2016 besichtigen vor allem Nachbarn, Vermieter, Handwerker und Architekten sowie zahlreiche Seniorenberatungen, Behindertenbeiräte und andere Teilhaber aus dem sozialen Bereich die Wohnung. Dort sind Maßnahmen und Möglichkeiten aufgezeigt, die ein Leben in den eigenen vier Wänden auch für alte Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglichen und erleichtern. Dazu gehören niedrige Fenstergriffe, breite Türen, eine Klingel mit optischem Signal und vieles mehr. Besichtigungen waren bis Oktober 2017 am ersten Dienstag jeden Monats möglich.

Magistrat der Kreisstadt Hofheim am Taunus