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Ideensammlung für den Wald Rundgang >>> Waldrundgang auf dem Lerchenberg mit Ortsvorsteherin Sissi Westrich

Der Waldrundgang auf dem Lerchenberg mit Ortsvorsteherin Sissi Westrich und Förster Jan Hoffmann. Foto: Claudia Röhrich

LERCHENBERG – Hinter der Wendeschleife der Mainzelbahn war der Treffpunkt für den Waldrundgang „Lerchenberg: Wald der Zukunft“ mit Ortsvorsteherin Sissi Westrich (SPD), zu dem Förster Jan Hoffmann vom Revier Ober-Olm eingeladen hatte. „Herzlich willkommen in der Runde“, begrüßte Sissi Westrich die Interessierten und stellte folgende Frage in den Raum: „Können wir als Bürger etwas tun für diesen Stadtteil?“ Hoffmann: „Der Lerchenberg wurde in den 60er-Jahren in den Ober-Olmer Wald hineingebaut, der Wald weißt eine gleiche Altersstruktur auf. Dieses Frühjahr mussten circa 100 nicht mehr standfeste Bäume entfernt werden.“

Immer mehr tote Bäume begegnen den Waldbesuchern im Lerchenberger Wald. Der Wald verändert sich. Das Blätterdach wird mit der Zeit immer lichter. Eine Gruppe von 14 Bürgern war nun mit Förster Jan Hoffmann dort unterwegs, um gemeinsam Ideen zu sammeln für die angesprochenen Problematiken, die auch mit dem Klimawandel einhergehen. Bäume ohne Blätter und ohne Rinde, viele davon sind tote Eichen. Der Boden staubte wochenlang, seit mehreren Wochen hatte es nicht mehr richtig geregnet. Bis auf die vergangenen Wochen. „Das Frühjahr war gut“, sagte Jan Hoffmann. „Schön nass.“ Jetzt sehe es wieder anders aus, trockener wie schon im Vorjahr, für den Wald dramatisch.

Förster Jan Hoffmann erklärte den Zusammenhang von wuchernden Brombeeren und der Verschattung von Baumkeimlingen. Foto: Claudia Röhrich

Wie sieht es aus mit der Selbstregeneration des Waldes? Darauf folgte die Antwort vom Förster: „Der Wald ist sehr träge, er wurde längere Zeit als Niederwald bewirtschaftet. Vor vier bis fünf Jahren war hier ein geschlossenen Kronendach vorhanden, jetzt weist es Lücken auf, der Wind kann besser durchpfeifen und die Sonne reinknallen. Das sind keine guten Bedingungen. Die verbleibenden Bäume haben es dadurch schwerer.“

Was man aber machen kann: neue Waldstrukturen etablieren, wie die Eberesche, da sie als Trockenheit erfahren gilt, ebenso die Elsbeere, die 25 Meter hoch werden kann und für Naturverjüngung sorgt. Das heißt, darauf zu achten, dass jüngere Bäume nachwachsen können. Hecken wie die Brombeere, die sich breit machen, machen es neuen Pflänzchen aber sehr schwer. Diese können sich kaum gegen die Hecken durchsetzen und nach oben kämpfen. Da müsse nachgeholfen werden, etwa mit Ziegen. Ein eingepflanzter Baum habe eine weniger gute Pflanzperspektive als ein an Ort und Stelle gewachsener Baum.

Dann wurde miteinander besprochen, was man tun kann, um die Waldlandschaft zu erhalten. Etwa, an den Freiflächen gezielt Bäume nachwachsen zu lassen. „Könnte man die Eicheln seiner Nachbarn sinnvoll einsetzen?“, fragte ein Herr. Der Förster meinte, man solle ein Beet herstellen, wo sie eingesät werden, allerdings nach Absprache mit ihm. Zu beachten sei, dass man nur den Samen der hiesigen Bäume und zertifiziertes Saatgut verwenden darf. Die Katholische Jugend Drais-Lerchenberg (KJDL) würde bei richtiger Ansprache solche Saataktionen und Rodungsarbeiten sicher durchführen. Das Totholz sollte im Wald liegen gelassen werden, es verrottet nach und nach. Es siedeln sich dort Moose an und das Totholz habe dann einen gewissen Feuchtigkeitsgehalt, beinahe wie ein Schwamm.

Normalerweise sei die Eiche eine robuste Baumart, die sich wehren kann. Zum Beispiel sondert der Baum schwarze Gerbsäure ab, um die Käferlarven zu ertränken. Weil die Bäume aber durch die vergangenen trockenen Sommer sowieso schon geschwächt sind, klappe das nicht mehr. „In Zukunft müssen wir uns womöglich an manchen Stellen im Wald von dem typischen Waldbild verabschieden“, sagte Hoffmann. Es gebe dann keine meterhohen Bäume mit ausgeprägten Stämmen mehr, so wie die Eiche. Stattdessen könnte es dann Buschwald und Heckenstrukturen geben mit Baumsorten, die gut mit dem Klima klarkommen. Der Feldahorn sei einer von ihnen. Im jüngeren Stadium sehe er mehr nach einem Busch aus als nach einem Baum.

„Wir haben einen Strauß an Ideen gesammelt, wir sollten es jetzt sacken lassen, nur wie bekommen wir die Ideen zusammen?“, fragte der Förster. Westrich: „Wir bilden eine Waldarbeitsgruppe und dann sprechen wir darüber. Es sind ja auch einige Leute vom Ortsbeirat dabei, dann schließen wir uns mit dem Förster kurz.“

Claudia Röhrich

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Seit Februar 2015 bin ich als freie Journalistin bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung tätig. Zuvor arbeitete ich nach meinem Informatikstudium viele Jahre als IT-Koordinatorin. Seit zwei Jahren bin ich als freie Journalistin im Deutschen Fachjournalistenverband (DFJV) akkreditiert. Die in vielerlei Hinsicht anspruchsvollen oder originellen lokalen Veranstaltungen motivieren mich bei Recherche und Verfassen meiner Artikel.