MAINZ – Üblicherweise bemühe sie sich, Glaube und die Politik so wenig wie möglich zu vermischen. Doch das gelinge ihr nicht immer, gestand Andrea Nahles auf dem „Roten Sofa“ der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Mainz, auf dem die SPD-Bundesvorsitzende Platz genommen hatte.
Nahles war die erste Besucherin der neuen Veranstaltungsreihe „Chat in the Church – Rotes Sofa meets ….“, bei der die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität und die ESG künftig regelmäßig Gäste aus dem öffentlichen Leben begrüßen möchten.
Nahles‘ Besuch stand unter der Überschrift „Frau. Gläubig. Links – Als Christin in der Politik“. Und in der Tat: Immer wieder spiele ihr christliches Menschenbild eine zentrale Rolle, so die Sozialdemokratin. „Ich habe immer versucht, durch mein Christsein offen zu bleiben und nie zuzumachen“. Das spiegle sich auch in ihrer Art wider, Politik zu machen.
Doch dadurch falle es ihr auch oft schwer, nicht verletzt zu werden. Etwa Fragen des Umgangs mit Menschen mit Behinderung oder der Ehe für alle seien für sie sehr schnell „persönlich und emotional“.
Flankiert von Eva Diel, Studierende der evangelischen Theologie und Marcus Held, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelischen Fakultät der Uni Mainz, sprach Nahles kantig, aber auch offen und ehrlich über ihren Glauben und das Spannungsfeld Politik
und Glaube, mit dem sie tagtäglich jongliert. „Die SPD wurde mir nicht in die Wiege gelegt“, stellte Nahles klar. Doch das Konzept der Nächstenliebe sei für sie schon immer etwas Soziales gewesen.
In gelöster, ehrlicher Atmosphäre stellte die SPD-Vorsitzende ihre ablehnende Haltung zur aktuellen Religionspolitik heraus. Der Dialog zwischen den Religionen müsse viel stärker gefördert werden. Mit ihrem Fazit: „Ich fühle mich mit meinem Glauben und meinem politischen Engagement genau richtig in der Welt“, schloss sie die Diskussion um Glauben, Politik und das Miteinander in dieser Welt.