
HECHTSHEIM – Es war ein informativer und unterhaltsamer Abend im evangelischen Gemeindehaus in Hechtsheim, den rund 150 Gäste, nicht nur Hechtsheimerinnen und Hechtsheimer, interessiert verfolgten – und das war nur live möglich, nicht in einem Streamingportal. So formulierte es Dieter Gerlich aus dem Vorstand des Vereins Hechtsheimer Ortsgeschichte (VHO), der den dritten Abend der Reihe „Was macht eigentlich…?“ organisiert hatte.
Diesmal war es der Hechtsheimer Bürger Prof. Markus Schächter, der Einblicke in sein Berufsleben als Intendant des ZDF von 2002 bis 2012 gab und dabei auch Hechtsheim würdigte, wo er seit 1983 lebt. Den Ausschlag bei der Auswahl des privaten Wohnorts gaben, so erzählte Schächter auf Fragen des VHO-Vorsitzenden Ottmar Schwinn, die Möglichkeit, ein passendes Baugrundstück zu erwerben, die lebendige Ortskultur zwischen Kirchenstück und „seinerzeit drei Metzgern“ sowie nicht zuletzt ein „sehr guter Kinderarzt“. So hatte die Familie Schächter in Hechtsheim eine gute Heimat gefunden, von der sich gut ausschwärmen ließ in die Welt der Medien, in der der Name Markus Schächter bis heute ein Bedeutender ist.
Schließlich hatte er nach Stationen beim damaligen SWF und als Sprecher der Kultusministerin Hanna-Renate Laurien, mit der den heute 75-Jährigen eine lebenslange Freundschaft verband, beim ZDF nicht nur die Nachrichtensendung „logo“ für Kinder und Jugendliche erfunden, sondern den Sender als einer der Ersten auch digital aufgestellt. Dazu zählten der Aufbau der Senderfamilie mit ZDFinfo und ZDFneo, viele Kooperationen mit arte und 3sat sowie 2006 die Einführung einer ersten Mediathek. Das alles war nur im Team möglich, darin war er sich mit ZDF-Nachrichtenmoderatorin Gundula Gause einig, die ihn als Teil der Gesprächsrunde auch nach seinem eigenen Medienverhalten befragte.
Natürlich sei er heute online unterwegs und lese im Netz mehrere Zeitungen. Am Frühstückstisch allerdings müsse es „rascheln“, deswegen seien ihm da FAZ und die Allgemeine Zeitung in Papier wichtig. Und natürlich verbringe er weiterhin viel Zeit mit „seinem“ ZDF. Häufig schaue er live die heute-Sendungen, ab 17 Uhr bis hin zum heute-journal um 21.45 Uhr, und verfolge damit die Weltlage und Berichterstattung. Besorgt stimme ihn die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, die mit dem öffentlich-rechtlichen System aber einen Garanten für Stabilität habe. Und das sei in Zeiten der Veränderung besonders wichtig.
Den Abschied vom aktiven Berufsleben leicht gemacht haben Schächter seine zahlreichen Ehrenämter, etwa als Vorsitzender der Stiftung „Hoher Dom zu Mainz“. Dazu mitbegründete er an der Hochschule für Philosophie in München den Lehrstuhl für „Ethik der Medien“. Um 5 Uhr morgens brach der Medienmanager am Mainzer Hauptbahnhof zu den Veranstaltungen in München auf – von „Hexem“ aus. Das Hechtsheimer Publikum würdigte auch das mit lang anhaltendem Applaus.
Gundula Gause