1952 führte Pakistan Urdu als alleinige Amtssprache ein obwohl Urdu nur für 3% der Bevölkerung Muttersprache war. In Ostpakistan wurde sogar fast ausschließlich Bengalisch gesprochen. Bei Protesten am 21. Februar schoss die Polizei auf Demonstranten, es gab Tote. Diese sprachliche Unterdrückung führte zur Abspaltung Ostpakistans und zur Gründung von Bangladesch. Der 21. Februar wurde 1999 auf Antrag von Bangladesch durch die UNESCO zum Internationalen Tag der Muttersprache erhoben.
Aber bereits seit 1840 spielte die Sprache eine entscheidende Rolle in internationalen territorialen Auseinandersetzungen. 1842 wurde in der Revue des Deux Mondes veröffentlicht, dass „die wahren natürlichen Grenzen nicht durch Berge und Flüsse bestimmt [wurden], sondern durch die Sprache, Gebräuche, die Erinnerungen und alles, was eine Nation von der anderen unterscheidet“. Und der 1860 abgehaltene Internationale statistische Kongress bezeichnete die Sprache als einzigen Aspekt der Nationalität, der sich zumindest objektiv zahlenmäßig erfassen und in Tabellen darstellen lässt.
Nun mag man streiten, ob unser rhoihessisch als eigenständige Sprache zu zählen ist oder nicht. Gesprochen wird es auf jeden Fall im Dreieck Bingen – Mainz – Worms. Es zählt zum Rheinfränkischen, das wiederum der westmitteldeutschen Sprache zugeordnet wird. Im südwestlichen Rheinhessen (Alzey bis Worms) merkt man den pfälzischen Einfluss, im nordöstlichen Bereich (Mainz und Rheinfront) dagegen den südhessischen Einfluss. Die bekannteste Ausprägung des Rheinhessischen ist aber sicherlich das Meenzerisch, das nicht alleine durch die Meenzer Fastnacht weit über seine Grenzen hinaus bekannt wurde. Viele französische Sprach-Einflüsse (Nasal- und Nuschellaute) kamen zur Zeit Rheinhessens als Teil des Départements Donnersberg im Verlauf der französischen Revolutionskriege hinzu, als dieses Gebiet ein Teil Frankreichs war. Ebenso spielen jüdische Einflüsse eine Rolle.
Inzwischen kennt wahrscheinlich in Deutschland jeder den Satz „Wolle mer en eroi losse?“ Bei „Ich grie des Laddwerschbrot nid enunner“ wird es mit Sicherheit schon schwieriger. Aber wenn dann von der Masselschees (Wiege) gesprochen wird, dann wird’s für viele bereits sehr schwierig.
Ob es sich jetzt beim Rhoihessisch um eine eigene Sprache oder um eine Mundart handelt, darüber mag man streiten. Dabei ist das doch gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist: Es prägt die Menschen, die hier verwurzelt sind. Es ist das Lebensgefühl der Rheinhessen und ihre Liebe, rhoihessisch zu babbele. Das kann man auch an den vielen Mundart-Theatern erkennen, die landauf, landab in vielen kleinen Orten existieren und weitaus über den eigenen Ort hinaus beliebt sind.
Dieser Liebe zur Heimat versuchen wir hier mit unserer Zeitung „Journal LOKAL“ gerecht zu werden. Lesen Sie bei uns, was in Ihrer Heimat passiert.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie viel Freude hier in Rheinhessen haben.
Herzlichst Ihr
Ekkehard Schenk
Verleger