GONSENHEIM – Drei Männer hatten am Samstagabend auf der Bühne im Jugendzentrum Gonso neues Material im Gepäck: ein instrumentales Experimentalprogramm. Und wer das „Matthias Vogt Trio“ kennt, ist nicht überrascht, dass der Abend musikalisch aus unterschiedlichen Genres zusammengetragen wird. Melodisch, stimmig, gefühlvoll, als würden sie eine Geschichte erzählen.
In gemütlicher Atmosphäre stimmen sich die meisten Gäste zunächst an der kleinen Bar bei Rotwein, Weißwein und Brezeln ein. Große Couches, eine Dartscheibe und ein schwarzer Vorhang laden zum Verweilen ein. Das Jugendzentrum Gonso ist durch einen Hinterhof hindurch ein etablierter Ort für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene, um gemeinsam Kunst und Kultur zu erleben. Viele der Gäste sind „Wiederholungstäter“ in freudiger Erwartung und kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Schließlich leitet Jutta Pötter, Kommunikationsdesignerin aus Mainz, den Abend mit organisatorischen Hinweisen ein, denn das nächste Konzert findet am 17. Mai statt, bevor es dann nach draußen, zu den Open Airs geht. Die rund 35 Gäste kommen in der Mitte des Raumes mit Bestuhlung zusammen. „Heute leiten wir gemeinsam die Konzertsaison ein mit einer Band, die die meisten von Euch kennen, denn sie sind zum 3. Mal zu Gast hier.“

Es wird still, die Spannung steigt und die ersten Töne erklingen. In den nächsten Minuten, die sich wie Stunden anfühlen, wird in „verschiedensten Gewässern gefischt“. Von Pop, Electronica über Fusion und mehr begleiten die einzelnen Songs ihre Zuhörer auf eine Reise mit verschiedenen Farben, die sich zu einem wohligen Aquarell dynamisch zusammenschließen. Raus aus dem Alltag, fallen lassen, im Hier und Jetzt ankommen. Eine besondere Spielweise, die man sonst nicht kennt, wird durch eine Zwischenmoderation der Band kommentiert: „Den nächsten Song werden wir ,runterstrippen’, also Ballast abwerfen, eine Eigeninterpretation.“ Und die lässt sich hören. Und fühlen!
Zwischen Jazz, Club und Klangexperiment – das Matthias Vogt Trio agiert nicht nur an diesem Abend als kreative Keimzelle. Denn im Spannungsfeld zwischen akustischer Intimität und elektronischer Weite haben sich die drei Männer eine unverwechselbare Nische geschaffen. Es spielt dabei seit Ende der 1990er-Jahre Matthias Vogt als Pianist zusammen mit Andreas Büschelberger (ehemals Andreas Manns) am Bass und Volker Schmidt am Schlagzeug. In Kooperation mit prominenten Gästen wie Till Brönner, Joy Denalane, Erik Truffaz, Nathan Haines, Nils Petter Molvær oder Viktoria Tolstoy beginnt die Arbeit des Trios jedoch oft in zurückgenommener Atmosphäre. Hier wird experimentiert, verworfen, neu gedacht. Trotz ständiger Neuerfindung bleibt jedoch eines immer konstant: der lyrische Ton des Trios. Die Gäste sind begeistert. Die Band auch. Konzert Nummer vier im Jugendzentrum Gonso sollte nicht weit sein!
Nadine Tannreutherr