Start Allgemein Jubiläumsjahr des Seniorencafés in Lörzweiler Seit 25 Jahren gestalten die Landfrauen den...

Jubiläumsjahr des Seniorencafés in Lörzweiler Seit 25 Jahren gestalten die Landfrauen den beliebten Treffpunkt

Das Seniorencafé ist nicht das einzige Engagement: Die Nähgruppe der Landfrauen hat bis heute einige Hundert solcher Herzkissen für Frauen genäht, die eine Brustoperation hatten. Foto: privat

LÖRZWEILER – Als die Lörzweiler Landfrauen im Herbst des Jahres 2000 erstmals zum Seniorencafé einluden, ahnte niemand, dass daraus ein fester Bestandteil des Dorflebens entstehen würde. Am 15. November wird das Café 25 Jahre alt. Der Rückblick zeigt das Herzblut, die Beständigkeit und die Gemeinschaft der Initiative.

Die Idee kam von Rosemarie Glaszner, erzählt Silvia Deiß. Sie schlug damals vor, einen Treffpunkt für ältere Menschen zu schaffen, an dem man zusammenkommen, reden und lachen konnte. Bereits wenige Wochen nach dem Beschluss im Vorstand fand das erste Treffen statt.

„Wenn sie damals nicht den Anstoß gegeben hätte, wäre Lörzweiler heute um eine Attraktion ärmer“, meint Deiß. Sie ist von Anfang an dabei, leitet das Seniorencafé aber erst seit 2022. Bis zur Corona-Zeit im Jahr 2020 war das Helferteam neun Frauen stark. Nach der Pause bildete sich eine neue Gruppe mit sechs engagierten Mitstreiterinnen.

Dieses Team hat das Seniorencafé in Lörzweiler bis zur Unterbrechung durch die Corona-Pandemie organisiert. Foto: privat

Das Seniorencafé findet jeden zweiten Mittwoch im Monat in einem Nebenraum der Hohberghalle statt. Meist dauert der Nachmittag rund zwei Stunden. Für viele Gäste ist es ein fester Termin im Kalender. „Die ersten stehen oft schon vor halb drei vor der Tür“, erzählt Deiß. „Dann weiß man, dass es wieder lebendig wird und dass alle sich freuen, beieinander zu sein.“

Denn jeder Monat steht unter einem eigenen Motto. Im Januar gibt es einen Neujahrsempfang mit Sekt und kleinen Speisen. Im Sommer serviert das Team Apfelstrudel mit Vanilleeis. Der Herbst bringt ein Oktoberfest mit bayerischen Spezialitäten, und im Dezember laden die Landfrauen zur Adventsfeier ein.

Immer wird dabei gesungen, vorgelesen und gelacht. Die Musik am Keyboard sorgt für Stimmung. Seit 2022 singen die Gäste dabei aus einem speziell angeschafften Liederbuch „Singen hält jung“. Wer Geburtstag hat, darf sich ein Lied wünschen. „Viele wissen schon zu Hause, welches Lied sie nehmen möchten“, schmunzelt Deiß. „Wenn dann alle mitsingen und gratulieren, spürt man, wie sehr dieser Ort den Menschen bedeutet.“

So kommen viele Besucherinnen und Besucher seit Jahren regelmäßig. Einige werden sogar abgeholt, damit niemand zu Hause bleiben muss. Deiß erzählt von einer 97-jährigen Teilnehmerin, die inzwischen in einem Seniorenheim in Harxheim wohnt. Jedes Mal wird sie für das Café nach Lörzweiler gebracht. „Sie strahlt, wenn sie die alten Bekannten wiedertrifft. Solche Momente zeigen, wie wertvoll dieses Angebot ist.“

Neben den monatlichen Treffen bot die Gruppe bis 2019 auch Halbtagesausflüge an. Die Fahrten führten unter anderem nach Bad Nauheim, Eltville oder Heppenheim. Ab 2003 organisierten die Landfrauen außerdem zusammen mit der Gemeinde und den Kirchengemeinden kleine Fastnachtssitzungen. Über die Jahre ist ein lebendiges Programm entstanden, das von Gemeinschaft, Humor und Herzlichkeit geprägt ist.

Das Foto zeigt die vierfabbunte Veranstaltung der Landfrauen aus dem Jahr 2019. Foto: privat

Wie erwähnt, brachten die Corona-Zeit das Seniorencafé 2020 zum Stillstand – aber nur vorläufig. Sobald Begegnungen wieder zulässig wurden, im Sommer 2022 also, begann die Runde sich erneut zu treffen. „So, als hätten wir damit nie aufgehört“, beschreibt Deiß. Angst oder Zurückhaltung habe es keine gegeben. „Alle wollten wieder raus und wieder miteinander reden, wieder lachen.“

Diese Anziehungskraft soll nun mit dem Jubiläums-Café am 15. November richtig gefeiert werden. Für den Festtag haben sich die Landfrauen ein besonderes Programm ausgedacht. Die Wein- und Kulturbotschafterinnen Hiltrud Hollich und Silvia Glaser aus Zornheim werden mit weiteren fünf Personen eine Präsentation über die Geschichte der Hutmode gestalten, verrät Deiß.

Dabei erzählen sie, welche Bedeutung Hüte früher hatten, warum Männer sie abnahmen und Frauen sie tragen durften. Dazu gibt es ein kaltes Buffet mit Brötchen, Wurst, Gebäck, Kuchen und Kaffee. „Diesmal kommt der Kuchen vom Bäcker, weil wir im Vorfeld genug zu tun haben“, erklärt Deiß. Ehrungen wird es keine geben. „Uns geht es nicht um Auszeichnungen, sondern um das Miteinander.“

Doch gerade dafür müssten die Landfrauen aus Lörzweiler ebenso gefeiert werden. Der Ortsverein besteht seit dem Jahr 1980 und wurde von 20 Frauen gegründet. „Zwei Jahre später hatte er bereits 200 Mitglieder“, so Deiß. Eine erstaunliche Zahl angesichts einer Einwohnerzahl von rund 2000 Menschen. Heute zählt der Verein 164 Mitglieder. Viele von ihnen beteiligen sich noch immer an Veranstaltungen, Kursen und Vorträgen.

Der Verband der rheinhessischen Landfrauen bietet dafür ein umfangreiches Bildungsprogramm an. Es reicht von Kochkursen über Vorträge bis zu kulturellen Ausflügen. Themen wie „Die Milch hat’s drauf“, „Herz und Verstand aktiv halten“ oder „Hygiene auf Festen“ gehören ebenso dazu wie Back- und Handwerkskurse. Besonders beliebt sind die Brotbacktage im Zornheimer Backhaus. „Wenn dort der Ofen läuft, riecht das ganze Dorf nach frischem Brot“, sagt Deiß.

Nach einem Vierteljahrhundert blickt Deiß mit Freude und Demut auf die vergangenen Jahre. „Am Anfang wussten wir nicht, wie lange das halten würde“, sagt sie. „Dass wir nun 25 Jahre feiern, macht mich glücklich.“ Wie lange sie selbst weitermachen will, lässt sie offen. „Wenn ich morgen umfalle, hat sich’s erledigt“, sagt sie mit einem Lächeln. Doch sie ist überzeugt, dass das Seniorencafé weiterbestehen wird. Es ist längst mehr als ein Treffpunkt für ältere Menschen. Vielmehr der Ort, der Lörzweiler die Bindung an die Zukunft sichert.

Vorheriger ArtikelHannsgeorg Schönig bleibt MCV-Präsident 
Avatar-Foto
Gregor Starosczyk-Gerlach: Redaktionsleiter für Journal LOKAL Rheinhessen. Erfahrener Journalist und Fotograf für Journal LOKAL seit 2013. Experte für Lokalmedien mit Schwerpunkt Rheinhessen und Mainz. Theologiestudium als Inspirationsquelle für faszinierende Alltagsgeschichten.