LAUBENHEIM – „Gutes Rädchen, summ und brumm!“ Wie in Richard Wagners „Fliegender Holländer“ singen die Näherinnen im evangelischen Gemeindezentrum in Laubenheim zwar (noch) nicht, aber das muntere Rattern der Nähmaschinen auf den im Halbkreis aufgestellten Tischen im großen Saal lässt schon beim Betreten des Gebäudes ahnen: Hier wird fleißig und mit Freude gearbeitet. Ob der Reißverschluss der Jacke ersetzt oder eine Hose gekürzt werden muss, ob man sich kreativ mit bunten Stoffen ein Shirt oder einen Beutel gestalten will, oder ob man ganz einfach gerne dabei sein will, wenn die anderen an den Maschinen die Stoffe aneinander nähen und Zerrissenes flicken: Die im Jahr 2023 gegründete Initiative „Laubenheim macht…“ hat nach einem ersten Nähcafé im Dezember für 2025 fünf weitere Termine im Gemeindezentrum möglich gemacht. „Der Erfolg hat uns bestätigt“, erklärte Miriam Heil von der evangelischen Gemeinde und Mitglied der Initiative und zeigte sich erstaunt, wie viele Laubenheimer zum ersten Treffen im Jahr gekommen sind. Gut 20 Frauen und ein Mann waren da, um sich unter Anleitung der vier versierten Schneiderinnen der Initiative mit ihren mitgebrachten „Problemstücken“ zu befassen und aus Altem etwas Neues und wieder Brauchbares zu machen.
Heil erzählte, „Laubenheim macht“ wolle den Stadtteil schöner und gemeinschaftlicher gestalten, damit er wieder zur Blüte komme. Es gebe verschiedene Veranstaltungen, jeder könne auf der Homepage der Initiative auch eigene Ideen einbringen. „Dann schauen wir, wie man sie umsetzen kann.“ Es gehe auch um Nachhaltigkeit. Sie erklärte den Anwesenden, Nähen sei ein Instrument, Materialien und Kleidung nachhaltig zu nutzen, statt so genannte „schnelle Kleidung“ immer wieder nachzukaufen, die unter Ausbeutung von Menschen in fernen Ländern und womöglich auch mit viel Gift hergestellt wurde. „Wir wollen uns dagegenstellen und altes wieder hübsch machen“, so Heil.
Der Titel Näh-Café für den vierstündigen Nachmittag wurde aus gutem Grund gewählt. Denn jeder darf sich am Buffet mit selbst gebackenem Kuchen und Kaffee bedienen.

Monika steht der Sinn noch nicht nach Kaffee. Sie misst einen gelben Stoff ab und greift konzentriert zur Schere. Sie ist dabei, ein Kindershirt mit vielen lustigen Löwenkopfmotiven zu nähen. „Vielleicht für die Enkel.“ Einen Teil hat sie daheim schon erledigt, sagt sie. Doch im Nähcafé kann sie eine Overlockmaschine benutzen, die die Nähte am Jersey-Stoff besser zusammenhält. André ist mit Katharina da, sie sind mit einem Matratzenüberzug beschäftigt, der verkleinert werden muss. Statt eines Maßbandes benutzen sie einen Zollstock, aber sie kommen auch dank der Ratschläge der anderen gut voran. An einem anderen Tisch wird eine Leggings gekürzt. Es wird viel geredet, gelacht und gefachsimpelt, genauso, wie man sich das in einer Nähstube vorstellen kann. Dabei summen und brummen die Rädchen der Maschinen. Es sei wichtig, wie der Fadenlauf sei, so werde dann auch geschnitten, hört man den Rat aus einer Ecke. Lieber per Hand statt mit der Maschine, aus einer anderen, Ketteln und Zickzack wird als Alternative an der Maschine angeboten.
Es herrscht eine ruhige und gemütliche Atmosphäre, jedes Problem wird im Café angegangen. Mit bunten Stoffen können Flicken kreiert und langweilige Hosen zu farbenfrohen Sommerhosen umgestaltet werden, leichte Tücher genäht oder eben Tops und Shirts gestaltet werden. Zerrissenes wird wieder ganz.
Heil erklärt: „Stoffe und Garne stellen wir, manche bringen auch eigene Stoffe mit. Die Nähmaschinen, mit denen gearbeitet wird, sind von privat.“ Als Idee schweben Heil Workshops vor, in denen man sich trifft, um zu bestimmten Themen oder Anlass bedingt zu arbeiten. Stricken, Sticken, Häkeln, auch das könnte ein Thema sein.
Die nächsten Termine für das Nähcafé: 1. Juni, 31. August, 26. Oktober und 7. Dezember jeweils von 13 bis 17 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum.
kga