WEISENAU – Der Stadtteil Weisenau ist seit jeher eine der großen Fastnachtshochburgen in Mainz. Das gilt dieses Jahr umso mehr, denn die Burggrafengarde, die mit dem CCW verbunden ist, feiert ihr 70-jähriges närrisches Bestehen.
Nach der musikalischen Eröffnung unter Leitung von Peter Müller wurden die Lachmuskeln des Publikums der CCW-Prunksitzung, wie es die Tradition verlangt, mit dem Eröffnungsspiel aufgewärmt, das einmal dazu genutzt wurde, sich nach allen Regeln der Fastnacht darüber zu beschweren, dass auf der Bühne kein Sekt mehr ausgeschenkt wird. Geendet wurde mit der bekannten Frage: „Wolle‘ ma‘ se‘ roilasse?“, womit der Einzug des Elferrats, angeführt von Sitzungspräsident Steffen Feldmann, beschlossen wurde.
Danach galt der erste Programmpunkt dem Nachwuchs des CCW, genauer gesagt den „Burg11en“ unter Leitung von Conny Brinkmann und Suri Koch, dieses Jahr in Vampir-Kostümen. Es folgte das Protokoll von Markus Mehlinger und damit der vergebliche Versuch, ChatGPT ein Protokoll schreiben zu lassen. Ein Experiment, das nach wenigen Zeilen zerknüllt und weggeworfen am Fuß der Bütt endete, während sich Mehlinger wieder aufs traditionelle Handwerk des Büttenredners besann.
Besonders schön war, dass auch das Publikum immer wieder Gelegenheit bekam, mitzusingen, wie bei dem im Programmheft gedruckten Lied „Fastnacht erleben“, einer närrischen Version des Lummerlandliedes der Augsburger Puppenkiste. Bei der nächsten Rednerin handelte es sich mit Beate Dietz um eine Weisenauer Fastnachtsikone, die herrlich selbstironisch und derb über die Tücken des Altwerdens spottete. Bei den Mainzer Meedscher gab es dann wieder ein junges, dynamisches Musikprogramm samt Schunkelgelegenheiten mit dem Klassiker „Im Schatten des Doms“.
Danach folgte ein Höhepunkt der besonderen Art mit Celia Schroth, die ihren Kollegen in aller Souveränität zeigt, wie man als Zehnjährige eine Büttenrede hält und dabei schamlos mit den Worten „Langsam wern‘ die Alten alt“ unter anderem ihren Vater Alexander Schroth vorführte, der immerhin in der Regie saß. Allgemein hatte die Familie Schroth eine besondere Rolle an dem Abend, auch der Großvater Arthur Schroth, langjähriges Ehrenmitglied, war anwesend und indirekt sogar der Ur-Ur-Großvater Konrad Schroth, bei dem es sich um niemand Geringeren als den Mainzer Schoppenstecher handelt.
Rüdiger Schlesinger war als „Advokat des Volkes“ wie gewohnt bissig politisch, während Hansi Greb als „Hobbes“ ebenfalls wie gewohnt herrlichen Kokolores bot. Besonders eindrucksvoll war die blau-rote Kostümierung des Gardeballetts unter Leitung von Stephanie Schek und Nicole Barlau. Die Mainzer Hofsänger sorgten für ein stimmungsvolles musikalisches Ende der ersten Hälfte.
Auch die Pause blieb nicht ohne Höhepunkte, Ulrike Hoeller bekam von Ortsvorsteher Ralf Kehrein, der morgens noch aus seiner Ortsverwaltung vertrieben wurde, den Mainzer Stadtorden für langjähriges Engagement bei der Fastnacht verliehen.
Die zweite Hälfte begann musikalisch durch die Weisenauer Trommler, geleitet von Fabio Pittalis und Yannick Koch, gefolgt vom Damen- und Herrenkomitee des CCW, die beide eine Mischung aus Spiel und Gesang boten. Nachdem Günter Raupach von Ehekonflikten berichtet hatte, boten die Herren des CCW als „Harlem Globe Brothers“ eine letzte Choreografie und Markus Schönberg, der neue Stern am Fastnachthimmel aus Weisenau, präsentierte seine Rolle als rheinhessischer Oberbayer Ignatz. Das spektakuläre Finale leitete der Musikzug „Sound of Weisenau“ ein. Dieser zeigte sich mit professionellem und präzisem Klang und sorgte für ausgelassene Stimmung im Kulturheim.
Johannes Preyß