LAUBENHEIM – Blauer Himmel und Sonnenschein begleiteten den unterhaltsamen historischen Rundgang durch Laubenheim, der an einen Urlaubsausflug in südlichen Gefilden erinnerte. Die Resonanz war gut: 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren mit dabei, ob Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins oder interessierte Gäste.
Der ehemalige Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter führte die Gruppe durch den Ortskern und gab spannende Einblicke in die Geschichte Laubenheims. Informationen aus der Ortschronik und Materialien vom Amt für Denkmalpflege bereicherten den Rundgang ebenso wie Geschichten von „anno dazumal“, die noch immer gerne erzählt werden. So bleibt etwa der „Ausscheller“ mit seinem markanten Singsang bis heute in Erinnerung. Ihm ist eine Figur auf dem Marktplatz gewidmet, einem Treffpunkt seit Jahrhunderten.
Auch die Rundgänge durch den Ort sind seit den 90er-Jahren zur beliebten Tradition geworden. Viele Veranstaltungen zum 1250-jährigen Jubiläum verstärkten das Interesse daran. Und auch schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 773 gab es hier frühe Siedlungen. Das zeigt, so Gerhard Strotkötter: „In Laubenheim ließ es sich immer schon gut leben.“ Wo sich mittelalterliche Ursprünge befanden, zeigt ein Ortsplan mit Fundstellen. Der Verlauf des Straßenzuges, wo heute die Hans-Zöller-Straße auf die Pfarrer-Goedecker-Straße trifft, ist seit dem 8. Jahrhundert unverändert. Bedingt durch die Nähe zu Mainz waren auch wichtige Persönlichkeiten hier entlanggekommen. Im Herzen Laubenheims standen einst ein „Freiheitsbaum“ oder eine Eiche zur NS-Zeit. Noch immer hat das Wiegehäuschen seinen Platz am Markt. Auch Häuser in der Nähe überdauerten wechselvolle Zeiten und zählen nun zu den ältesten Gebäuden im Ort.
Der Rundgang führte die Gruppe unter anderem zu restaurierten historischen Häusern in der Pfarrgasse und Berghofstraße, mit Fachwerk, markantem Hoftor und Brunnen. Gezeigt wurden auch das Deutschhaus mit Engelsfigur und der Erthaler Hof, ein früheres Bischöfliches Weingut. Ein weiteres Schmuckstück ist eine Villa mit der Figur einer Muse, einst Landsitz des Musikverlegers Schott und Treffpunkt für Komponisten wie Richard Wagner. Im Marienhof wurde eine große Sektkellerei und auch die deutsch-französische Freundschaft mit Longchamp begründet. Nicht nur hier gibt es Spannendes neben dem, was von außen sichtbar ist: unterirdische Geheimgänge etwa, wie in Oppenheim. „Sie waren praktisch, um Waren zu lagern und dienten auch der Sicherheit als Schutzräume“, erklärte Gerhard Strotkötter. An anderen Stellen erinnerte er an Zeiten, in denen es noch Pfortenschließungen und Nachtwächter gab, oder an die Arrestzelle mitten im Ort. Auch die Gäste wurden aktiv mit einbezogen und teilten Erinnerungen, etwa an Zeiten im Kindergarten mit Ordensschwestern auf dem Gelände des früheren St.-Viktor-Stiftes.
Der Rückweg durch den Park mit altem Baumbestand weckte die Vorfreude auf das nächste Rebblütenfest. Zuvor dienten Glühwein und Schmalzbrote zur Stärkung nach dem Spaziergang, der auch Interesse wecken sollte, Laubenheim weiter zu erkunden. Neben Informationstafeln an einigen Gebäuden laden Veröffentlichungen, die in der Ortsverwaltung erhältlich sind, dazu ein, sich näher mit der Historie des Ortes zu beschäftigen.
fej