Start Ginsheim-Gustavsburg Lesung und Gespräch mit Çetin Gültekin und Mutlu Koçak in Bischofsheim Eine...

Lesung und Gespräch mit Çetin Gültekin und Mutlu Koçak in Bischofsheim Eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Attentat von Hanau

Foto: Sabine Neumann

GINSHEIM-GUSTAVSBURG – Am 16. Februar 2025 lud die Initiative „Miteinander in der Mainspitze – Gemeinsam in Vielfalt leben“ zu einer bewegenden Lesung und einem Gespräch mit Çetin Gültekin und Mutlu Koçak in die Halle des TV 1883 nach Bischofsheim ein. Im Fokus stand ihr gemeinsames Buch „Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland: Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau“, das die persönliche Tragödie von Çetin Gültekin, dem Bruder eines der Anschlagopfer, und die Ereignisse des rechtsextremistischen Attentats von Hanau vom 19. Februar 2020 behandelt.

Die Resonanz übertraf die Erwartungen der Organisatoren, Filiz Konur-Zech, Bodo Schneider-Schrimpf, Patrick Pfannschmidt und vieler weiterer Unterstützer*innen der Initiative, sodass trotz schnell herbeigeholter zusätzlicher Sitzgelegenheiten zahlreiche der circa 130 Gäste mit einem Stehplatz Vorlieb nehmen mussten.

Bodo Schneider-Schrimpf führte für die Initiative „Miteinander in der Mainspitze“ in das Thema ein, während Bischofsheims Bürgermeisterin Lisa Gößwein in einem Grußwort die Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens hervorhob.

Danach folgten die Zuhörer bewegt den Erzählungen von Çetin Gültekin und den Erläuterungen seines Freundes Mutlu Koçak, der als Co-Autor und Soziologe die Ereignisse einordnete. Çetin Gültekin schilderte eindrucksvoll, wie der Verlust seines Bruders Gökhan sein Leben und Weltbild erschütterte. Er sprach deutlich über den erschreckenden Umgang mit den Opfern und die Fehler der Behörden, die ihm und den Hinterbliebenen die Verarbeitung der Tragödie bis heute zusätzlich erschweren.

Gültekin, der seit dem Anschlag eine klare Stimme für die Opfer und gegen den tief verwurzelten Rassismus in Deutschland erhebt, stellte eindrucksvoll Fragen zur Rolle der Politik und der Behörden, etwa zur Lockerung des Waffenrechts, die dem Täter den Zugang zu Waffen erst ermöglichte.

Die zweieinhalbstündige Veranstaltung forderte Çetin Gültekin emotional sehr stark. Nur drei Tage vor dem fünften Jahrestag des Anschlags präsentierte sich der Bruder des Opfers als ein tief von Trauer und Verzweiflung geprägter Mann.

Am Ende verließ das Publikum die Turnhalle nachdenklich und bewegt – eine eindrucksvolle Erinnerung daran, dass der Kampf gegen Rassismus und für die Erinnerung an die Opfer auch fünf Jahre nach der Tat weitergeführt werden muss.

Eine detaillierte Nachbetrachtung der Veranstaltung steht auf der offiziellen Webseite der Stadt Ginsheim-Gustavsburg unter www.gigu.de in der Rubrik „Aktuelles und Presse“ zur Verfügung.

Stadtverwaltung Ginsheim-Gustavsburg