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Magie, Poesie und Comedy beim Slam-Varietè Demian Patzalt und Gäste lassen Publikum in der Gutsschänke lachen

Demian Patzalt und Assistentin Vera. Foto: kga

OBER-OLM – Schwarz gekleidet, Vollbart und die dunklen langen Haare zum Man-Bun geknotet, dazu ein äußerst sympathisches Lächeln: Der Mann, der beim Äppel-Seppel in Ober-Olm auf die Hof-Bühne tritt, weiß, er ist ein Charmeur durch und durch. Bezaubernd zieht er sein überwiegend weibliches Publikum in seinen Bann, dabei gibt er offen zu: „Ich bin ein Lügner.“

Demian Patzalt ist Illusionskünstler und hat mit Jan Cönig (Frankfurt) und Sven Garrecht (Seligenstadt) noch zwei Gäste zum Slam Varietè „Magie, Poesie, Comedy“ mitgebracht. Eine Veranstaltung des Mainzer Unterhauses, das im Sommer auch wegen der Hitze auch mal nach draußen geht. Mehr als zwei Stunden lang bieten die drei eine Show, die laut Ankündigung so sei, als würde man „einen Mixer anwerfen und das ganze Gemüse der wilden Kulturszene zu einem Smothie verarbeiten“.

Liedermacher Sven Garrecht. Foto: kga

Nach einer kurzen Anmoderation von Bohnebeitel-Mitglied und Komponist Frank Golischewski, nimmt also Künstler Demian das Publikum in der vollbesetzten Gutschänke mit in die Welt des Varietès. Wie? Mit Hypnose durch die Zauberspirale. Bei seinen Tricks schauen alle genau hin, und doch erkennt niemand den Moment, in dem der Trickser die Zuschauer aufs Glatteis führt.

Aus einem kleinen Streifen Papier wird eine Brille, die er aufsetzt, einen mehrfach zerrissenen Faden gibt er im Ganzen zurück an ein Paar, auf dass sie „den Faden nicht verlieren“.  Marianne, Beate und Vera sind seine „Opfer“, Erstere spricht er während des Abends immer wieder frech an, Beate und Vera müssen mit auf die Bühne. Beate nennt Seitenzahlen und Absätze aus „Der Hund von Baskerville“, deren Satzanfänge der Zauberer ihr alle sagen kann, unglaublich eigentlich.

Sein eigenes Buch, das er listig in der Hand hält, hat leere Seiten… Mit Vera hat er einen Riesenspaß, zaubert mit ihr aus einem kleinen Ball, den er hinter ihrem Ohr hervorzieht, erst zwei dann sechs Bällchen und sie schaut ebenso sprachlos wie die Zuschauer, denn sie hat die sechs Bälle in der Hand, wo zuvor nur der eine war. Wie geht das? Uri Geller war gestern – Magier Demian setzt noch einen drauf: Er nimmt einen Löffel in den Mund, dreht ihn mit der Zunge um seine eigene Achse – und heraus kommt eine Gabel. „Hä?“

Poetry Slammer Jan Cönig. Foto: kga

Der Poetry Slammer Cönig, im Alltag als Sozialarbeiter tätig, hat Schillers „Glocke“ und Goethes „Erlkönig“ dabei, allerdings mit ganz neuen Texten. In irrem Tempo gibt er eine Ballade an das Holz zum Besten, rezitiert ein Gedicht zum Sommer, textet das Nibelungenlied zum Hessenlied und wird orientierungslos bei seiner Erzählung „Verloren ohne Navi“.  Amüsiert bleibt der Zuhörer zurück und fragt sich: Wie kommt man auf sowas? Herrlich!

Auch Liedermacher und Comedian Sven Garrecht hat am Klavier viel zu erzählen, von seiner „Ode an die deutsche Weinkönigin“, der er, nachdem sie ihn hat abblitzen lassen, trotzig erklärt: „Glaub nicht, dass ich wein‘, Königin“. Er besingt den Sommer und die – oder eher – das Grillen und erzählt in „Dumm und jung“ melodisch von seiner „schönsten“ Jugenderinnerung. Man denkt an anderes, dann die Auflösung: er meint die Bundeswehr-Musterung.

Mit „Herr vergib mir, denn ich habe gesegnet“, meint er die „Trauung“ von gleichgeschlechtlichen Paaren und wirft einen kritischen Blick auf die Kirche. Mit dem Fazit: „Gott hat Humor“. In Limericks bringt Garrecht noch einige alte Märchen zum Besten, dann ist Feierabend. Es war heiß, es war voll, es war toll. Ein gelungener Abend mit dankbarem Applaus für die Künstler.

Autor: kga