„In meinen Aquarellen versuche ich, eine Gegenwelt zu den Düsternissen unserer realen Welt darzustellen. HEIL kann ich diese nicht malen, aber HELL“, äußert der gebürtige Bad Dürkheimer Künstler Gerhard Hust im Gespräch mit dieser Zeitung.
Prägung
Jahrgang 1935 erlebte der seit 1969 in Gau-Bischofsheim ansässige Künstler in seiner Pfälzer Heimat die Schrecknisse der letzten Kriegs- und der darauf folgenden Hungerjahre, die ihn zeitlebens geprägt haben. Geprägt hat ihn auch seine Zeit als Gymnasiast am damaligen Humanistischen Gymnasium in Neustadt/Weinstraße (heute Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium): „Mit 15 Jahren entdeckte der Kunsterzieher Heinz Feuchtinger meine Begabung und förderte mich.“ Zusätzlich zum Fachunterricht leitete Feuchtinger samstagnachmittags von Zwei bis Fünf talentierte Schüler an, sich künstlerisch auszudrücken. Arbeitsmaterial waren dabei ein Malkasten mit Deckfarben (Tempera) und ein Zeichenblock, beides heute noch üblich im Kunstunterricht. „Die Verwendung von Deckfarben ist eine vergleichsweise einfach zu handhabende Disziplin, da man diese übermalen kann.“
Künstlerisches Schaffen
„Seit meiner Schulzeit male ich kontinuierlich“, konstatiert Hust. Zunächst als Jurastudent, später als Jurist am Mainzer Polizeipräsidium, am Innenministerium und während seiner 30-jährigen Tätigkeit in der Verwaltung der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.
In den 60-er Jahren experimentierte er mit Ölfarben in nichtnaturalistischer Weise. Seit 1970 widmet er sich ausschließlich der bildnerischen Darstellung mit Aquarellfarben; der schwierigsten Disziplin, wie er sagt und an seinem Gemälde „Vor dem Schönheitswettbewerb“ erläutert: “ Meine Bilder entstehen zunächst in den Augen, im Kopf. Danach erfolgt die Realisation auf Papier. Wenn etwas dabei nicht nach meinen Vorstellungen gerät, beginne ich mit einem zweiten Versuch. Denn das Übermalen ruft bei Aquarellen nur ’schmutzige‘ Farben hervor.“ Das Ergebnis etwa bei dem „Schönheitswettbewerb“ stelle eine ästhetische Figur jenseits der heutigen Vorstellung eines Models dar.
Gefragt nach Vorbildern zögert Gerhard Hust nicht und nennt Paul Klee und August Macke. 1996 folgte er zusammen mit seiner Frau Ursula den Spuren der beiden Künstler, die 1914 gemeinsam die kunstgeschichtlich bedeutsame sogenannte „Tunisreise“ durchgeführt hatten.
Ausstellungen
Die Ergebnisse seiner kreativen Arbeit präsentierte Hust erstmals 1970 in der Kreissparkasse Bad Dürkheim. Es folgten ca. 30 weitere Ausstellungen, vor allem bei dem ehemaligen Projekt „Kultur auf dem Lande“ in der „Finther Scheier“.
„Die Vorbereitung einer Ausstellung fordert mich jedes Mal seelisch und physisch bis an die Grenze“, gibt Hust zu verstehen. Die Spannung löse sich aber bei der Eröffnung wie zuletzt bei „Poesie der Farben“ in der Verbandsgemeinde Bodenheim, wo seine Bilder in Toskanischem Licht erstrahlten. Dies sei seine dritte Ausstellung in Bodenheim. 2014 stellte er dort Werke unter dem Goethezitat „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben“ aus Faust II vor.
Und sonst?
Bei der ersten Kontaktaufnahme ‚erwischte‘ der Autor den Künstler beim Lesen. Als humanistisch gebildeter Mensch befasst sich Gerhard Hust zur Zeit mit Andrea Marcolongo „Warum Altgriechisch genial ist“ und einem Werk seines verstorbenen Freundes Dr. Christoph Baumann zur Reformationsgeschichte in Rheinhessen.
Seine eigentliche Leidenschaft ist das Singen als Ausgleich zum Malen, vor allem von Kompositionen aus der Barockzeit. Mit Beginn seiner Tätigkeit an der Mainzer Universität nahm er Gesangsunterricht, um seine Stimme auszubilden. Sängerische Beiträge leistet er auch heute noch in den Gottesdiensten der evangelischen Kirche von Harxheim und im Urlaub.
Gerhard Husts Verbundenheit mit dem christlichen Glauben kommt auch im letzten Satz unseres Gesprächs zum Ausdruck: „Gott wolle mir neue Gedanken bescheren für neue Bilder. Ich bin glücklich.“
Ulrich Nilles