Start Budenheim Mehr als ein Handicap Wie Johannes Seeberger beim Golfclub Budenheim durchstartet

Mehr als ein Handicap Wie Johannes Seeberger beim Golfclub Budenheim durchstartet

Johannes Seeberger (re.) mit Jens Herzensberger, der ebenfalls einer Inklusionsbeschäftigung auf einem Weingut in der VG Rhein-Selz nachgeht. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

BUDENHEIM – Sichtbare Spuren der Inklusionsbestrebungen finden sich unter anderem in Budenheim. Johannes Seeberger arbeitet beim Golfclub in Budenheim. Im Gespräch zeigt er sich zwar wortkarg: „Hier ist alles gut.“ Sein Lächeln unterstreicht die Aussage. Die Mimik verrät nicht nur seine Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz, dem Arbeitgeber und dem Umfeld. Das Lächeln könnte die Gesellschaft für Teilhabe und Integration (In.betrieb), die im Dezember zu einem Austausch über den Stand der Inklusion in der Region eingeladen hat, als Werbung verwenden.

An Seebergers Arbeitsplatz haben die Träger und Förderer der Integration am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung ein Fazit gezogen: Vieles läuft nach zwei Jahren der Kampagne „Inklusion in der Arbeitswelt“ gut, aber es gibt noch mehr zu tun. Am Gespräch nahmen teil: Dr. Denis Alt, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Arbeitsministerium, Dr. Eckart Lensch, Aufsichtsratsvorsitzender bei In.betrieb und Mainzer Sozialdezernent, Michael Huber, In.betrieb-Geschäftsführer, Heike Strack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Mainz, sowie Franziska Bliewert, Hauptgeschäftsführerin der Landesvereinigung rheinland-pfälzischer Unternehmerverbände. Seit Mai 2024 arbeitet Seeberger beim Golfclub.

Davor machte er ein Praktikum und wurde direkt übernommen, erzählt sein Arbeitgeber Stefan Kirstein. Der Geschäftsführer des Golfclubs hebt Seebergers positive Ausstrahlung hervor, die sich oft auf das Team überträgt – während er die Beete pflegt, Golfbälle sammelt oder den Rasen mäht. Beim Gespräch wurde unter anderem die Formulierung „Menschen mit Behinderung“ hinterfragt. Stattdessen soll reflektiert werden, inwieweit Behinderungen durch eine Gesellschaft entstehen, die bestimmte Bedürfnisse nicht berücksichtigt.

Die Frage, ob jemand behindert ist oder behindert wird, soll zum Nachdenken anregen. Strack nutzte dabei eine Metapher aus dem Golfsport: Während das „Handicap“ dort mit Freude diskutiert wird, ist der Begriff in der Arbeitswelt oft negativ behaftet. Sie berichtet von einem Unternehmen, das aufgrund mangelnder Barrierefreiheit keine Menschen mit Behinderung einstellt. Das zeigt, wie stark das gesellschaftliche Framing das Denken beeinflusst. Über eine langfristige Perspektive für die Beschäftigung sagte Kirstein: „Johannes Seeberger ist ein vollwertiges Mitglied des Teams, und solange er glücklich ist, sind wir für das Thema offen.“

Bliewert bestätigte in diesem Zusammenhang, dass Betriebe mit positiven Integrationserfahrungen meist engagiert bleiben. Doch oft gibt es Vorbehalte und Unsicherheiten – insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Unternehmen fürchten Mehraufwand oder rechtliche Risiken. Hier seien Aufklärung und Unterstützung notwendig.