RÜSSELSHEIM – Früher musste man einen Linienbus im Wortsinne besteigen. Denn dieser sogenannte Standardbus hatte Stufen an den Türen und im Gang. „Diese Zeiten sind vorbei“, sagte Rüdiger John am Rüsselsheimer Friedensplatz, vor einem Niederflurbus der Stadtwerke stehend. Dem Stadtwerke-Busfahrer und selbstständigen ÖPNV-Berater hörten Senioren zu, die zu einem Rollator-Training gekommen waren. Bei der zum wiederholten Mal angebotenen Informationsveranstaltung, um die der Seniorenbeirat gebeten hatte, gab John umfangreichen Tipps zum Busfahren mit Rollator.
Insbesondere wegen des Ein- und Aussteigens mit der Gehhilfe hätten viele Betroffene Vorbehalte, gar Ängste: „Aber die Busse sind heute mit so vielen Hilfsmitteln ausgestattet, dass man keine Bedenken haben muss.“
Beiratsvorsitzender Wolfgang Merz ermutigte die Senioren, sich nicht zu scheuen, Mitreisende oder den Fahrer um Hilfe zu bitten.
Johns Zuhörerinnen und Zuhörer standen vor einem 18 Meter langen Gelenkbus, der drei Eingänge für Fahrgäste hat. Bei diesen Fahrzeugen riet er, mit dem Rollator die 1,25 Meter breite mittlere Tür zu benutzen: „Da kommt selbst ein Rollstuhl rein.“ Dort gibt es auch eine Rampe, die der Fahrer auf Wunsch ausklappen kann.
Auch der hintere Einstieg könne genutzt werden. Diese Tür müsse allerdings im Gegensatz zu den vorderen beiden Türen mittels Knöpfe vom Fahrgast selbst geöffnet werden. Eine sogenannte Reversiereinrichtung verhindere an allen Einstiegen, dass jemand eingeklemmt werde: „Sie unterbricht den Schließvorgang.“ Drücke man den Knopf mit dem Kinderwagen-Symbol schalte man die automatische Türschließung sogar ganz aus. Der Fahrer bekomme dies angezeigt und löse diese Sperre, ehe er abfahren könne.
Die Stadtwerke setzen obendrein Solobusse ein, deren nur zwei Einstiege ausschließlich der Fahrer bedient. In diese zwölf Meter langen Gefährte sollten Menschen mit Rollator hinten einsteigen, riet John: „Weil wir da Busse haben, die vorne noch eine Stange haben, an der man schlecht mit der Gehhilfe vorbeikommt.“
Bedenken, dass der Fahrer die Senioren beim Einstieg nicht sehe, müsse man nicht haben. Denn in allen Stadtwerke-Bussen seien Kameras verbaut, sodass das Fahrpersonal beim Einsteigevorgang ein Bild angezeigt bekämen, dass sich an den Türen etwas bewege. Außerdem verfüge jeder Bus über große Rück- und Außenspiegel.
Den Rollator könne man am dafür vorgesehenen Platz im Mittelteil des Busses abstellen, die Bremsen feststellen und mittels im Bus verbauten Sicherheitsgurten befestigen. John riet, sich einen Sitzplatz in der Nähe des Rollators zu suchen und sich nötigenfalls nicht zu scheuen, einen Mitreisenden ums Überlassen seines Platzes zu bitten.
Der Leiter des Verkehrsbetriebs, Michael Niere, gab noch zwei aktuelle Informationen. Wie er berichtete, hat die Stadt Rüsselsheim eine neue Nahverkehrsplanung in Arbeit. Dazu werde es eine Bürgerbeteiligung geben. Auf die geplante Sanierung der Landesstraße 3040 zwischen Rüsselsheim und Königstädten, die auch den Busverkehr beeinträchtigen wird, ging Niere ebenfalls ein,: „Wir haben noch keine verkehrsrechtliche Anordnung und wissen deshalb nicht, wann es losgeht. Wir vermuten den Baubeginn irgendwann im Oktober.“
Katrin Drott
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH