Start Gesellschaft Mit Quentin Qualle gegen Barrieren Inklusion ist Alltag im Jugendhaus Oppenheim

Mit Quentin Qualle gegen Barrieren Inklusion ist Alltag im Jugendhaus Oppenheim

Das Lesetheater mit Schauspieler Michael Hain war ein unterhaltsames Ausrufezeichen des Inklusionsprojekts „kreativ.inklusiv“ im Jugendhaus in Oppenheim. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

OPPENHEIM – Die fehlende Inklusion hat viele Gesichter. Sie zeigt sich nicht nur im Rollstuhl. Sie beginnt auch dort, wo die Sprache fehlt, oder das Geld knapp ist – oder wo der schlicht der Mut fehlt, mitzumachen. Das Jugendhaus Oppenheim setzt an der Stelle an. Seit Jahren verfolgt das Haus, das in der Trägerschaft des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim steht, eine klare Linie: Hürden abbauen, Teilhabe ermöglichen – mit Haltung und kreativen Ideen: Zuletzt mit einem Lese-Theater mit Schauspieler Michael Hain aus der Reihe „kreativ.inklusiv“. Wie Projektleiterin Bianca Müller berichtet, sollen weitere Angebote folgen. Der Nachmittag mit Hain war jedenfalls ein weiterer Volltreffer, was an der Haltung der Kinder im Zuschauerraum ablesbar war. Der Schauspieler nahm sie mit in die Tiefsee – zur Qualle Quentin und einer Muräne mit Migräne. Mit wenigen Requisiten und viel Spielfreude las er aus einem Buch, spielte die Szenen nach und weckte womöglich Lust auf Sprache. „Lesen ist wichtig“, sagte Hain. „Jeder kann seinen Einstieg finden – manchmal dauert es nur etwas.“ Freilich hat die Inklusion in Oppenheim nicht beim Theaterstück angefangen und auch nicht damit geendet. Ein Highlight sei das inklusive Musical „Die bunte Bande“ im Oktober 2022 gewesen, erinnert sich Müller. Sie ist mit Heike Weber im Haus für den Bereich Inklusion verantwortlich. Seit Mai 2023 bieten sie im Jugendhaus ein wöchentliches, inklusives Freizeitangebot an – gefördert vom Landkreis Mainz-Bingen, das sich an Jugendliche ab der 5. Klasse richtet. „Mit und ohne Behinderung“, betont Müller. Hinter solcher Praxis steht ein Netzwerk, das sich beim Runden Tisch Inklusion trifft, an dem sich die Schulen, das Kinder- und Jugendbüro der VG Rhein-Selz, die mobile Jugendarbeit der Diakonie oder der Inklusionsbeirat beteiligen. Neue Ideen gibt es ständig, auch für das Projekt „kreativ.inklusiv. Dass sie den Kindern aller Voraussicht nach im Herbst ein Trommelworkshop anbieten werden, freut die Verantwortlichen vermutlich nicht weniger als die potenziellen Teilnehmer.

Gregor Starosczyk-Gerlach