Bretzenheim – Fremden Kulturen die Türen weit zu öffnen, damit sie sich bald nicht mehr ganz so befremdlich anfühlen. Diese Kunstfertigkeit liegt in der Natur des Vereins für Zusammenarbeit mit Osteuropa (ZMO) in Bretzenheim. Diesmal kam in Mainz eine selten gesehene, vierköpfige Musikformation an. Genauer gesagt, sie kam im ZMO eigens für das Konzert zusammen. Allein Nariman Hodjati, der Leader der Band an dem Abend, reiste aus Wien an. Neben Hodjati traten Erfan Baruoghi und Ramin Rahmi auf, die gesanglich von Shohreh Ghiasi begleitet wurden. Mit im Gepäck des Quartetts: einige klassische Stücke der traditionellen persischen Musik und ein paar Eigenkompositionen von Hodjati sowie jene für die Seidenstraße so typischen Instrumenten. Taar, eine sechssaitige Langhalslaute (gespielt von Nariman Hodjati), Santur, eine Art Zither, der Erfan Baruoghi durch Zupfen metallisch sanfte Klänge entlockte, und die Bechertrommel auch Tonbak oder Zarb genannt (gespielt von Ramin Rahmi).
Sicherlich klang die Musik bisweilen etwas befremdlich für europäische Ohren. Dabei habe die Truppe absichtlich die zugänglicheren Stücke ausgewählt, wie der in Iran geborene Hodjati betonte.
Die Schönheit der Texte und der Melodien erschloss sich vom ersten Ton an speziell den zahlreich erschienenen Fans der Musikgattung. Mit dem Fortgang des Auftritts äußerten sie immer deutlicher ihre Begeisterung durch Klatschen und Mitsingen. In ihrer Wirkung auf die Gemüter dürfte die traditionelle Musik aus dem Iran nicht anders funktionieren wie jene in anderen Kulturen. Sie rief Stimmungen herbei und weckte Erinnerungen. Vielleicht an die eigene Jugend, sicherlich an das Zuhause, das im Fall der Iraner im deutschen Exil, so fern lag.
Der musikalische Neuling benötigte etwas Zeit, um die orientalischen Klänge anzunehmen. Aber es sei ja auch das erklärte Ziel des Abendkonzerts gewesen, die persische Musik kennenzulernen, sagte Jutta Hager, die Vorsitzende des ZMO, bei der Vorstellung der Gruppe. Musik, die einst Hofmusik gewesen sei und auf eine 2.500-jährige Geschichte blicke. Das persische Großreich des Altertums wurde zum Schmelztiegel unterschiedlicher musikalischer Traditionen, Tonarten und Rhythmen, die letztendlich eine multinationale Musik hervorgebracht hatten.
Die Kunst, die Berührung der Kulturen durch Musik herbei zu führen, hatte mit dem Konzert eine weitere Blüte im ZMO getragen. Das Fremde muss nicht immer gleich verstanden werden, damit es nicht ganz so fremd daher kommt. Das Hören genügt schließlich auch.