BODENHEIM – Das historische Rathaus in Bodenheim erstrahlt nach dreieinhalb Jahren Renovierungsarbeiten in neuem Glanz. Ortsbürgermeister Thomas Becker-Theilig zeigt sich erfreut über die Fortschritte: „Dank der vorübergehenden Unterbringung der Gemeindeverwaltung in der Turnhalle konnten wir die modernen Räumlichkeiten im historischen Rathaus wieder nutzen. Damals war es eine Ad-Hoc-Maßnahme zum Schutz der Mitarbeiter und Gäste des Rathauses.“
Die Renovierung war notwendig geworden, da massive Schäden am Außenputz festgestellt wurden: beispielsweise faustgroße Löcher in den tragenden Balken. Auch stellte sich auch heraus, dass anstelle von Balken Bretter verbaut worden waren. Genauso in anderen Etagen wiesen die Trägerbalken erhebliche Mängel auf. Die mangelhafte Ausführung des Putzuntergrunds führte zu herabfallenden Teilen.
Die Handwerker waren dreieinhalb Jahre lang im und am Rathaus tätig. „Leider wurden bei der letzten Sanierung so viele Fehler gemacht, dass die aktuelle Renovierung noch umfangreicher ausfiel. Da die damaligen Firmen nicht mehr existieren, muss die Gemeinde die Kosten alleine tragen. Wir sprechen hier von einer Summe von einer Million Euro“, erklärt der Ortsbürgermeister. Zunächst wurden verschiedene Baugutachter beauftragt, den Umfang der Schäden festzustellen: Sie erstreckten sich über alle Geschosse des Rathauses. Anschließend wurde ein Sanierungskonzept erstellt, das auch eine energetische Aufwertung beinhaltete.
Becker-Theilig ist nun zufrieden mit der langlebigen Sanierung: „Trotz einiger Schwierigkeiten bei den Gesprächen mit der Denkmalbehörde erstrahlt unser Rathaus wieder in neuem Glanz. Wir haben bewusst sowohl innen als auch außen Naturstoffe für den Putz verwendet und die Farbgestaltung dem historischen Aussehen angepasst.“ Die meisten Kosten entstanden durch die menschliche Arbeitskraft. „90 Prozent der Arbeit war Handarbeit.“
Ein Zimmermann hat im Innen- und Außenbereich Balken ausgetauscht und Lücken mit filigranen Holzstücken geschlossen. Im ersten Stock wurde der Verputz von allen Wänden entfernt, um eine Lehmbauweise anwenden zu können. Bei den Zimmermannsarbeiten kamen verschiedene geschnitzte Elemente zum Vorschein, die jetzt den historischen Charakter des Rathauses betonen.
Die einstige Bauweise demonstrieren einige Wände, die man im ersten Obergeschoss offengelassen hatte. Ein wichtiges Designmerkmal stellen auch die Lehmwände dar, denen jetzt die Verblendungen fehlen.
Sowohl die Außenhülle des Rathauses als auch der Innenbereich wurden energetisch aufgewertet. Im ersten Stock sorgt eine Wandheizung für die Wärme, der Fußboden ist aufbereitet worden und die neuen Wärmeschutzfenster präsentieren sich im alten Design. Im gesamten Gebäude funktioniert das WLAN. Die Tische sind die gleichen geblieben, die Stühle wurden aber durch schmalere Modelle ersetzt. Den großen Monitor ersetzen vier kleinere Bildschirme, die von allen Plätzen aus gut sichtbar sind. Die Beteiligten sind zuversichtlich, dass die Sanierung langlebig sein wird, da das Rathaus nicht nur ein repräsentatives Gebäude, sondern auch ein Arbeitsplatz für sechs Personen ist.
„Abschließend steht noch die Renovierung des Grezzana-Saals mit neuer Beleuchtung, Heizung, Beamer und weiteren Maßnahmen an“, erklärt Becker-Theilig. „Dann haben wir ein modernes Rathaus im historischen Gewand.“
Wolf-Ingo Heers