FINTHEN – Zu einem Gesprächsabend über Sterben, Abschiednehmen und die individuelle Vorsorge mit Blick auf das Ende des Lebens kamen viele Interessierte im katholischen Gemeindezentrum in Finthen zusammen. „Es ist zwar für viele ein unangenehmes Thema, doch es ist wichtig, offen darüber zu sprechen“, ermutigte Michael Heinz vom Caritaskreis als Moderator. Geboten wurde ein geschützter Raum, um sich zu informieren und Fragen zu stellen. Die Atmosphäre war nicht von Traurigkeit und Schwere geprägt, sondern vermittelte Unterstützung und Zuversicht.
Gemeindereferent Bardo Zöller, Koordinator der neuen Pfarrei und Seelsorger der katholischen Gemeinde, teilte persönliche Erfahrungen. Schon als Messdiener begleitete er Trauerfeiern und spürt dabei nach wie vor viel Wertschätzung der Familien. Heute gehört es zu seinen Aufgaben, Abschiede würdevoll individuell zu gestalten und Sterbende und Angehörige seelsorgerisch zu begleiten. „Es fällt einem leichter loszulassen, wenn man mit sich selbst und seinem Umfeld im Reinen ist“, erklärte Zöller und ermutigte dazu, sich Fragen zu stellen wie: Was ist mir wichtig im Leben? Was möchte ich regeln? Offen sollte man ansprechen, was einem am Herzen liegt, wie viel liebe Menschen einem bedeuten, doch auch das, was einen stört. Das erleichtere dann nicht nur einem selbst den Abschied, sondern entlaste auch die Angehörigen.
Nicht erst zum Lebensende können in der katholischen Kirche Sakramente daheim gespendet werden. Auch die Krankensalbung kann Trost und Halt geben, lud der Gemeindereferent ein, dafür einen Hausbesuch zu vereinbaren. Texte aus der Bibel und Psalmen können wohltuend sein. Zudem hat jeder die Möglichkeit, mit Sterbenden in eigenen Worten zu beten und sie mit Kreuzzeichen zu segnen. Eine Handreichung mit Segenswünschen ist im Pfarrbüro erhältlich.
„Die Kostbarkeit des Lebens endet nicht, sondern ist aufgehoben in Gottes Hand“, ist sich Bardo Zöller sicher, der in Trauergesprächen dazu ermutigt, zu erzählen, was den jeweiligen Menschen ausgemacht hat und wofür man ihm oder ihr dankbar ist. Auch Kinder sollten mit einbezogen werden. Dies bestätigte Silke Kaufmann auch mit Blick auf offene, ehrliche Gespräche über Krankheiten. „Die Diagnose kann sich anfühlen, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen würde“, beschrieb sie und stellte den ambulanten Hospizdienst in Mainz vor. Dieser unterstützt schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen bei Pflege und medizinischer Versorgung in enger Zusammenarbeit mit Hausärzten. Ehrenamtlich Mitarbeitende schenken freie Zeit zur Entlastung. Hilfreich sind generell auch „Letzte-Hilfe-Kurse“ und Trauergruppen.
Alexandra Kiene informierte aus der Sicht eines Bestattungsinstituts über die Bedeutung von Vorsorgegesprächen, um individuelle Wünsche vorab gemeinsam zu klären und festzuhalten, von der Musik bis hin zur Gestaltung der Todesannonce. Im Trauerfall werden dann vielfältige Aufgaben übernommen, neben Formalitäten auch die hygienische Versorgung und Ankleidung des Toten. Zwar sei ein Sarg notwendig, doch auch ein einfaches Modell aus Holz ausreichend, das kreativ gestaltet werden kann. Ronny Pietsch von der städtischen Friedhofsverwaltung stellte das Krematorium vor, wo es einen Raum der Begegnung und der Stille gibt. Hinter einer Glasscheibe kann der Weg des Sargs in den Ofen mitverfolgt werden. Dies sollte jedoch gut überlegt sein, ebenso wie die Wahl der Grabstätten, heutzutage sind es zu 80 Prozent Urnengräber. Denn entscheidend ist, ob sich andere über Jahrzehnte hinweg um deren Pflege kümmern können.
fej