MAINZ – Religiöse Vielfalt ist eine Bereicherung des menschlichen Zusammenlebens. Darin waren sich alle Podiumsteilnehmer und die rund 50 Besucher einig. Doch wie überzeugt man Menschen, die dies anders sehen?
„Unser Mainz – wie Religionsgemeinschaften zu einer positiven Vielfalt in unserer Stadt beitragen können“ lautete die Überschrift über dem Runden Tisch der drei Religionen, der seit 2015 einmal im Jahr an wechselnden Orten zusammenkommt. Neben den beiden Dekanen Andreas Klodt (evangelisch) und Markus Kölzer (katholisch) sowie Aharon Ran Vernikovsky, dem Rabbiner der Jüdischen Gemeinde, nahmen dieses Mal gleich zwei muslimische Vertreter an der Gesprächsrunde teil: Sevgi Mala-Caliskan vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) Rheinland-Pfalz und Ramazan Ertu-grul (DITIB).
„Nie wieder soll Intoleranz Platz an den Ufern des Rheins finden“, sagte Dekan Andreas Klodt gleich zu Beginn. Mit diesem Appell ging es mitten hinein in die Gegenwart. „Die Jüdischen Gemeinden in Deutschland haben nach dem Holocaust zwei Dinge geleistet“, erläuterte Aharon Ran Vernikovsky.
Die Moscheen seien offen für alle Bürger, betonte Ramazan Ertugrul. „In Mainz sind Religionen und Kulturen seit einigen Jahren regelmäßig miteinander im Gespräch“, verwies Dekan Markus Kölzer darauf, dass man nicht bei null anfange. Er erinnerte an interkulturelle Feste und Tage sowohl in der City als auch in den Stadtteilen. „Die postmoderne Gesellschaft ist von Vielfalt geprägt“, stellte Vernikovsky klar. Juden und Muslime seien physisch und numerisch nicht so gut aufgestellt wie die beiden christlichen Konfessionen. Sie sollten daher eine Doppelstrategie verfolgen: die eigene Identität pflegen und sich zugleich als Teil einer multikulturellen Gesellschaft sehen.
Sevgi Mala-Caliskan, die in einer Mainzer Kita arbeitet, machte einen Vorschlag, den sie aus ihrer beruflichen Erfahrung abgeleitet hat: „Wir Erwachsenen sollten zu unseren Kindern gehen und schauen, wie sie sich über die fremden Sprachen der anderen Kinder freuen. Vielfalt bedeutet die Bereitschaft zum Perspektivwechsel.“ Kinder hätten keine Angst, Fragen zu stellen. „Kinder wollen nicht belehren, sondern lernen.“