
GONSENHEIM – Auf dem Kisselberg ist im September ein neues Flüchtlingsheim eröffnet worden – im ehemaligen Verwaltungsbau der Berufsgenossenschaft. Bis zu 490 Menschen können seit dem Umbau des Bürogebäudes dort untergebracht werden – in Zimmern mit bis zu sieben Betten. Der Flüchtlingskoordinator der Stadt Mainz, Stefan Schenkelberg, stellte das Projekt im Ortsbeirat Gonsenheim vor – und warb zugleich um Ehrenamtler, die sich in der Einrichtung engagieren.
Betreut und geleitet wird die Flüchtlingsunterkunft von den Maltesern. Aktuell leben dort 248 Menschen, so Schenkelberg, dies entspreche einer Belegungsquote von 51 Prozent. Sie kommen hauptsächlich aus Syrien, Afghanistan, Iran und Pakistan – so wie aktuell fast alle Flüchtlinge, die der Stadt Mainz zugewiesen werden. Neu eintreffende Ukrainer gebe es kaum noch. In der Isaac-Fulda-Allee sind bisher vor allem alleinstehende Erwachsene untergebracht, kaum Familien. Lediglich 13 Minderjährige leben aktuell dort, davon neun Grundschulkinder. „Das ist eine andere Struktur als bei den Flüchtlingen aus der Ukraine, bei denen es sich vor allem um Frauen und Kinder handelt”, berichtete Schenkelberg. Ukrainer seien derzeit in acht ausschließlich mit Landsleuten belegten Einrichtungen in der Stadt untergebracht. Außerdem gibt es zehn Einrichtungen für Nicht-Ukrainer in Mainz, die entweder von den Maltesern oder der Stiftung Juvente geführt werden.
Insgesamt gebe es in diesen 18 Einrichtungen 2918 Plätze, von denen laut Schenkelberg aktuell 2413 belegt sind. „Die Stadt will einen Puffer von 20 Prozent beibehalten, um auf die dynamische Entwicklung reagieren zu können.” In den Wintermonaten sei stets mit höheren Zuweisungen zu rechnen. Wer in die Mainzer Unterkünfte einzieht, entscheidet das Land. „Wir wissen erst ungefähr 14 Tage vorher, wer zu uns kommt.” Dies habe es auch vor der Eröffnung der Einrichtung auf dem Kisselberg schwierig gemacht, sich darauf einzustellen, weil unklar war, ob mehr Familien oder mehr Alleinstehende einziehen. Anders als erwartet sind bislang nur wenige Kinder eingezogen, die in die Münchfeldgrundschule gehen sollen oder in die umliegenden weiterführenden Schulen.
Ein Problem des Flüchtlingsheims mitten im Gewerbegebiet, das auf Gonsenheimer Gemarkung liegt, aber zum Schulbezirk Hartenberg-Münchfeld gehört, ist der Mangel an rundherum wohnenden Anwohnern, die sich engagieren könnten. „Ehrenamtliche Strukturen sind aber ganz wichtig”, weiß Schenkelberg. Zwar sei der Betreuungsschlüssel der hauptamtlichen Kräfte von 1:100 auf 1:80 Einwohner reduziert worden. Doch es gäbe viele Aufgaben, bei denen freiwillige Helfer gefragt seien.
Schenkelberg wirbt daher bereits bei den umliegenden Unternehmen und im Kisse-Studentenwohnheim um Freiwillige, die etwa beim Deutschlernen helfen, Kinder betreuen oder Patenschaften übernehmen könnten. Es gebe unzählige Möglichkeiten, sich einzubringen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir auch auf dem Kisselberg ein Netzwerk aufbauen können, ähnlich wie bei der Housing Area in Gonsenheim”, sagte Schenkelberg.
Beverly Seebach vom Gonsenheimer Netzwerk für Flüchtlinge betonte, dass die Gonsenheimer Initiative keine Kapazitäten habe, sich um eine weitere große Unterkunft zu kümmern. Man sei aber gerne Ansprechpartner für alle, die am Kisselberg ein Ehrenamtler-Netzwerk aufbauen wollten.
Wer in der neuen Unterkunft mithelfen will, kann sich bei Flüchtlingskoordinator Stefan Schenkelberg unter Telefon 06131/123178 melden.
Silke Jungbluth-Sepp