VG BODENHEIM – Der Rhein ist mit Wasser mehr als voll. Der Rheinpegel Mainz teilt mit, dass eine gewisse Hochwassermarke erreicht ist und die Wahrscheinlichkeit, dass es weiter steigt, liegt bei 75 %. Die Struktur- und Genehmigungs-Behörde Süd“ – kurz SGD Süd – beschließt: Polder Bodenheim und Polder Ingelheim werden geöffnet und das Wasser kann in den Polder einfließen.
Im Polder Bodenheim können insg. 6,7 Mio. Kubikmeter Wasser auf einer Fläche von 190 Hektar (1,9 Mio qm) einströmen.
Aber – das Ganze war zum Glück nur die Vorgabe für eine praktische Übung bei 6° C. Ziel ist es, die Hochwasserwelle zu reduzieren, was zu einer größeren Hochwassersicherheit der Unterlieger wie Mainz, Koblenz usw. führt.
Bei der Einsatzübung werden die Einleitung und Durchführung der technischen Maßnahmen simuliert, die für die Inbetriebnahme des Polders erforderlich sind.
Nach so einem Beschluss der Polder-Flutung werden viele Schritte notwendig, die auf viele Schultern der Übungsbeteiligten verteilt waren, einige stellen wir Ihnen hier vor.
- Die SGD Süd beschließt die Flutung und informiert verschiedene Behörden.
- Schranken längs des Polders müssen geschlossen werden – was eine Aufgabe der VG Bodenheim ist.
- Es werden umfangreiche Warn- und Verbotsschilder aufgestellt – ein Betreten des Polders ist ab jetzt verboten.
- Vier Siele müssen geschlossen werden (siehe weiter unten).
- Die beiden Schöpfwerke in Bodenheim und in Nackenheim gehen in Betrieb.
- Die VG Bodenheim überprüft, ob sich noch Menschen im Innenbereich des Polders befinden, und meldet die Ergebnisse an die SGD Süd. Tiere werden beim Eindringen des Wassers automatisch fliehen.
- Das Ein- und Auslasswerk wird geöffnet – wodurch das Wasser in den Polder strömen kann. Betonpoller im Einflussbereich reduzieren die Flußwirbelungen.
Siele sind ein Durchlass aus dem Außenbereich des Polders ins den Innenbereich. Im Normalfall wird dort das Oberflächenwasser aus den Gräben in den Polder geleitet und dann weiter in den Rhein. Durch das Schließen der Siele wird ein Einfließen des Polderwassers in den Außenbereich unterbunden.
Alle Beteiligten gehen davon aus, dass es einen umfangreichen Hochwasser-Tourismus geben wird. Dies zu unterbinden ist Aufgabe des VG Bodenheim. Die Schilder sagen deutlich: Zutritt verboten – das hält aber viele Schaulustige nicht ab.
Bei Hochwasser setzt die VG Bodenheim Deichläufer ein. Sie kontrollieren den Deich von der Grenze Nackenheim/Nierstein bis Laubenheim auf Schäden, ob z.B. Wasser durch den Deich eindringt. Im Schadensfall müssen Maßnahmen ergriffen werden, z.B. Sandsäcke zur Festigung des Deiches ausgelegt werden.
Die beiden Schöpfwerke in Bodenheim und Nackenheim pumpen nach dem Hochwasser das Wasser aus dem Innenbereich des Polders wieder in den Rhein zurück, so wird der Polder wieder trockengelegt. Das Restwasser wird über die Gräben entsorgt und durch Verdunstung.
Im Ein- und Auslasswerk sind 2012 vier große Klappwehre, zwei bis drei werden im Realfall geöffnet, dass 4. erst bei weiterem Bedarf. Bei der Übung wurden zwei geöffnet – natürlich strömte kein Wasser in den Innenbereich, dazu fehlten heute fast drei Meter Wasserhöhe.
Vera Hergenröther, zuständige Referatsleiterin der SGD Süd, stellt fest, „dass Übung ein Erfolg war. Die Kommunikation zw. den verschiedenen Behörden hat sehr gut funktioniert, die Technik funktioniert Dank regelmäßiger Wartung sehr gut. Die Beschilderung muss nachgebessert werden, was aber nicht sehr umfangreich werden würde!“
Wolf-Ingo Heers