GONSENHEIM – „Artificia ist aus den in Gonsenheim etablierten Veranstaltungen einfach nicht mehr wegzudenken“, verkündete der stellvertretende Ortsvorsteher Wolfgang Oepen (FDP) in seiner Begrüßung anlässlich der Vernissage der beliebten Ausstellung im Barocksaal des Gonsenheimer Rathauses. In ihrer detaillierten Einführungsrede stellte die Künstlerin und Organisatorin der Ausstellung, Evelyn Hermann-Schreiber, ihre Kolleginnen und Kollegen sowie deren Werke vor. Und Konzertsängerin Nora Weinand sorgte mit Klaviermusik und Gesang aus den 1920er-Jahren für die musikalische Untermalung der Veranstaltung.
Evelyn Hermann-Schreiber bereist gerne Island, um die Eindrücke der Insel aus Feuer und Eis anschließend auf die Leinwand zu bringen. Ihre Pastellbilder haben in dieser Ausstellung den Fokus auf dem Element Wasser, denn die zahlreichen Wasserfälle (isländisch: foss) auf der Insel bieten ausreichend Eindrücke, um sie mit Hilfe von Pastellfarbe dem Betrachter zu vermitteln. Wer diese Naturwunder einmal in Realität gesehen hat, fühlt sich direkt vor Ort versetzt.
Claudia Eckstein-Strehlow verwendet für ihre großformatigen Bilder Ölfarben mit einer von ihr erfundenen Technik. Sie bearbeitete in den vergangenen Jahren phasenweise ganz bestimme Themen, die sie in Zyklen zusammenfasste. Ihren aktuellen Themenzyklus nennt sie „Übermalte Bilder“, den sie wie folgt erklärt: „Von mir fast in Vergessenheit geratene ältere Gemälde, werden im Zyklus ,Übermalte Bilder’ zu neuem, andersartigen Leben erweckt, wobei die Aussparungen ein Zeitfenster in der Vergangenheit öffnen.“
Evelyn Martschink-Imhoffen, die ebenfalls mit Ölfarbe arbeitet, trägt die Farben in mehreren dünnen Schichten übereinander auf. Die jeweilige Trocknungsphase nutzt sie zur Reflexion und für Veränderungen. Unterschiedliche Formen und Architekturmotive interessieren die Künstlerin sehr.
Christa Lennert arbeitet hauptsächlich mit Acrylfarben und findet ihre Motive meist in skurrilen Situationen im Alltag, die sie dann ironisch überspitzt darstellt. So ist mit einem „Wind-Hund“ kein herkömmlicher Windhund gemeint, sondern ein Hund, den ein Kind mit Hilfe eines Drachens im Wind in die Luft steigen lässt.
Mit spontanem und raschen Zeichenstift und Pinsel streicht Stefan Wiegers über das Papier. In der Ausstellung präsentiert er Aktzeichnungen und Figurengruppen, die locker zusammenstehen oder sich in Bewegung befinden. Die räumliche Wirkung erzeugt der Künstler, indem er die Zeichnungen mit Aquarellfarben koloriert.
Dr. Wolfgang Martin-Beyer hat sich der Kalligrafie verschrieben. Der ehemalige Gymnasiallehrer für Biologie und Chemie visualisiert in seinen Bildern Gedichte und Zitate, deren Inhalte für ihn von Bedeutung sind. Die Schrifttypen passt er der jeweiligen Epoche an. So hat er für eine erst vor wenigen Tagen entstandene Kalligrafie den Schrifttyp „Capitalis Quadrata“ gewählt. Es handelt sich hierbei um die Schreib- und Buchschrift der Römer, wie man sie etwa auf der Trajansäule in Rom sehen kann. Der Kalligraf, der neben Schülern auch Referendare unterrichtete, bekam zu Beginn seines Ruhestands 2011 von seinen Schützlingen einen Kalligrafiekurs in der Volkshochschule geschenkt. Damit begann seine künstlerische Karriere, die er seit zwölf Jahren leidenschaftlich ausbaut.
Alles in allem eine sehenswerte Ausstellung, die jedes Jahr etwas Licht in die tristen Novembertage bringt.
Elke Fauck