HOFHEIM – Der Bedarf an Unterstützung in Fällen häuslicher Gewalt ist weiterhin hoch. Wie Landrat Michael Cyriax anlässlich des traditionellen Aktionstages gegen Gewalt an Frauen mitteilt, verzeichnet der Verein „Frauen helfen Frauen“ zahlreiche Beratungsgespräche, und das Frauenhaus sei voll belegt. Die Polizei berichte von steigenden Fallzahlen.
Wie in den vergangenen Jahren wurde auch beim diesjährigen Aktionstag am Landratsamt eine Fahne mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“ gehisst. Wegen der Kontaktbeschränkungen im Zeichen von Corona waren diesmal aber neben Cyriax und der externen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Martina Weyand keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung anwesend. „Wir haben die Fahne dennoch als Zeichen für die Unterstützung der gesamten Verwaltung gehisst“, so der Landrat.
„Sicherheit fängt in den eigenen vier Wänden an“, unterstreicht Cyriax. Daher arbeite der Kreis mit der Polizei und Institutionen wie dem Verein „Frauen helfen Frauen“ im Netzwerk gegen häusliche Gewalt zusammen, um Bürgerinnen bei Gefahr in der Partnerschaft oder Familie Unterstützung zu bieten. Der Verein ist Träger der Beratungs- und Interventionsstelle und des Frauenhauses im Main-Taunus-Kreis.
Nach Einschätzung des MTK-Jugendamtes sind von häuslicher Gewalt auch Kinder betroffen, auch wenn sie selbst nicht das physische Opfer sind. Wenn sie Gewalttätigkeiten gegen die Mutter mitbekommen, könnten sie selbst auch schwere seelische Schäden davontragen. Durch Quarantäne oder Einschränkung sozialer Kontakte durch Corona hätten sie weniger Möglichkeiten, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu holen.
Im Main-Taunus-Kreis hat es nach Polizeiangaben im laufenden Jahr deutlich mehr Fälle von häuslicher Gewalt gegeben. Genaue Zahlen ließen sich aber erst in der Kriminalstatistik nennen, die im Frühjahr 2021 vorgestellt wird. Einen örtlichen Schwerpunkt gibt es der Polizei zufolge nicht; die Fälle erstreckten sich über das gesamte Kreisgebiet.
Der Polizei zufolge wurden 2019 im Kreis 326 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet; sie werde vorwiegend von Männern ausgeübt. Im zurückliegenden Jahr wurden außerdem 78 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verzeichnet, wozu auch Vergewaltigung und besonders schwere Fälle von sexueller Nötigung zählen. Das waren doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Die Dunkelziffer in all diesen Bereichen liegt nach Schätzungen von Fachleuten aber um ein Vielfaches höher als im so genannten Hellfeld, das von der Kriminalstatistik erfasst wird.
Das bundesweite Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“ kann kostenfrei Tag und Nacht unter 08000 116016 erreicht werden. Unter www.hilfetelefon.de wird eine E-Mail- und Chat-Beratung in 17 Sprachen sowie Gebärdensprache angeboten. Das Frauenhaus im MTK ist ebenfalls Tag und Nacht unter 06192 26255 und fhfmtk@t-online.de erreichbar. Die Frauenberatungs- und Interventionsstelle des MTK kann telefonisch unter 06192 24212 sowie per E-Mail unter frauenberatungsstelle-fhfmtk@t-online.de erreicht werden, die Außenstelle MTK des Weißen Rings unter 0151 55164760 bzw. ingeborg.altvater@t-online.de. Das Diakonische Werk im MTK bietet eine Männerberatung an, die telefonisch unter 06192 9774712 und 0160 4498491 erreichbar ist. Beratung und Unterstützung bietet auch das MTK-Büro für Chancengleichheit der Kreisverwaltung unter 06192 201-1717 und familie-frauen@mtk.org.