
BODENHEIM – Ein „Ort mit Geschichte“, ein Jubiläum mit Herz und (fast) eine ganze Gemeinde, die zusammenkam: An einem Samstag im September erlebte Bodenheim sein erstes Nachbarschaftsfest am „Minrathsplätzchen“ – verbunden mit dem Jubiläum „100 Jahre Marien-Apotheke“. Schon zur Eröffnung um zwölf Uhr füllte sich der Platz.

Eine gelöste, beinahe familiäre Stimmung lag in der Luft. Musik mischte sich mit Gesprächen. Für den Blick in die Vergangenheit sorgte das Team der Tourist-Info, das in historischen Gewändern durch die Geschichte von Dr. Jakob Minrath führte. Eine kleine Ausstellung erinnerte an seine Villa, die einst an dieser Stelle stand, bevor sie 1952 wegen des Baus einer Straße abgerissen wurde. Fast an ihrer Stelle steht nun die Marien-Apotheke.

Inzwischen duftete es beim Fest nach Gegrilltem, frisch gebackenem Kuchen und Kaffee. Der mobile Weinstand, den die Pitschedabscher bewirtschafteten, bot Produkte regionaler Winzer an, nebenan wurde Bier ausgeschenkt. Kinder ließen sich schminken oder staunten über die Kunststücke des Zauberers MAPA, während Erwachsene am Glücksrad der Apotheke ihr Glück versuchten.

In all dem Trubel nahm sich Apotheker Henning Müller-Rößle einen Moment, um den Gästen zu danken: „100 Jahre Marien-Apotheke – das ist mehr als ein runder Geburtstag. Mit mir sind es vier Generationen, die hier Menschen begleitet, beraten und getröstet haben. Diese Apotheke gehört zu Bodenheim, so wie Bodenheim zu uns gehört.“ 1925 von Apotheker Karl Blank gegründet, wurde die Apotheke später von Walter Gergen geleitet. Die Mutter des heutigen Apothekers war hier seit 1965 tätig, bevor Vater Jürgen Müller 1969 die Leitung übernahm.

Müller-Rößle erinnert sich schmunzelnd: „Für meine Mutter war klar, dass ich das Geschäft weiterführe.“ Er selbst nahm sich aber zunächst Zeit, nach Zivildienst und Ausbildung zum Pharmazeutisch-technischen Assistenten, die Welt kennenzulernen. Als sein Vater krank wurde, übernahm Müller-Rößle mit 37 Jahren die Verantwortung für die Marien-Apotheke mit aktuell acht Mitarbeitenden, die teilweise seit 35 Jahren hier arbeiten.

Dass das Fest überhaupt zustande kam, ist Anwohner Steffen Kunze zu verdanken, der die Idee für das Nachbarschaftsfest ins Rollen brachte. Die Organisation und Verantwortung übernahm die Verwaltung. Unterstützt wurde sie vom Apothekenteam, den Bodenheimer Pitschedabschern, der Freiwilligen Feuerwehr Bodenheim-Nackenheim und dem Bauhof. Nun wartet die Reihe „Bodenheimer Ort(e) mit Geschichte“ auf weitere Ideen aus der Bürgerschaft.
red

