Start Gesellschaft Starkes Zeichen für Vielfalt, Gleichheit und Liebe Christopher Street Day in Nierstein

Starkes Zeichen für Vielfalt, Gleichheit und Liebe Christopher Street Day in Nierstein

Fröhliche Gesichter bei den rund 150 Teilnehmern der Parade. Foto: Sabine Longerich

NIERSTEIN – Am 7. September fand in Nierstein „der kleinste Christopher Street Day (CSD)“ der Welt statt, nach 2023 zum zweiten Mal organisiert und durchgeführt von der Jugendvertretung (JV) der Verbandsgemeinde (VG) Rhein-Selz. Mit rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und bei bestem Sommerwetter war die bunte, fröhliche Veranstaltung ein voller Erfolg für die queere Community und die Veranstaltenden. Rednerinnen, Redner und Künstler setzten mit ihren Beiträgen jeweils starke Zeichen für ein gelingendes Miteinander aller Bevölkerungsgruppen.

Sänger, Komponist und Musiker Timo Schniering aus Nackenheim hatte sein Coming-out mit 17 Jahren. Er verarbeitet in seinen Songs die Themen, mit denen er sich stark beschäftigt und setzt sich leidenschaftlich für die Rechte queerer Menschen ein. Er war Mit-Organisator des CSD in Nierstein und eröffnete den CSD am Marktplatz mit einer emotionalen Rede, die die Anwesenden spürbar berührte: „Wir finden manchmal keine Worte, um uns zu verständigen, die Kommunikation untereinander funktioniert oft überhaupt nicht. Ein Grund ist, dass wir uns nicht richtig zuhören und aneinander vorbeireden. Ich appelliere an euch, mehr miteinander zu reden, euch zuzuhören, eure Unterschiede zuzulassen und diese Unterschiede zu feiern.“ Er endete mit den Worten: „Liebe kennt keine Grenzen. Vielfalt, Gleichheit und Liebe sollten das Gebot der Stunde sein.“ Das Publikum belohnte den Appell mit anhaltendem Applaus.

Zuschauer lauschen gebannt der Rede von Timo Schniering am Marktplatz. Foto: Sabine Longerich

Das Programm umfasste eine Vielzahl von Aktionen, darunter eine farbenfrohe, lebhafte Parade durch den Ort, an der rund 150 Personen aller Altersgruppen teilnahmen. Bürgerinnen und Bürger säumten den Weg der Parade sichtlich gut gelaunt und viele Gebäude der rund 8000 Einwohner zählenden Stadt waren mit Regenbogensymbolen geschmückt.

Die anschließende Podiumsdiskussion unter dem Motto: „Des is normal! Is des normal?“ stellte ein zentrales Element der Veranstaltung dar und bot den Stimmen der queeren Community eine zentrale Plattform. Unter anderem nahmen Staatssekretär im Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Janosch Littig und Martin Groth, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhein-Selz, an der Diskussion teil. Beide Politiker unterstrichen die Wichtigkeit von Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft und zeigten sich solidarisch mit der queeren Community.

Auch Diana Gläßer, Polizeihauptkommissarin bei der Polizei Rheinland-Pfalz, präsentierte ihre wichtige Rolle auf der Bühne. Sie ist Sprecherin von QueerNet Rheinland-Pfalz und Ansprechstelle der Polizei Rheinland-Pfalz für lesbische, schwule, bisexuelle, transidente und intergeschlechtliche (LSBTI*.) Menschen, die Opfer von Straftaten wurden. Gläßer machte deutlich, dass die Zahlen von Gewalttaten gegen Mitglieder der LSBTI*.-Gemeinschaft in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen seien. Sie hat sich in ihrer Rolle als Ansprechperson für Betroffene seit einigen Jahren einen Namen gemacht und ist in der Community bekannt und setzt sich nicht nur innerhalb der Polizei aktiv für die Rechte und die Sichtbarkeit queerer Menschen ein.

Musikalische Auftritte von Timo Schniering, The Ulitmate Threesome und Maurice Conrad rundeten die gelungene Veranstaltung genauso ab wie die Drag-Show und Karaoke-Auftritte. Für Stephanie Feuffel vom Kinder- und Jugendbüro der VG Rhein-Selz war „der kleinste CSD der Welt“ wieder ein voller Erfolg: „Mit 650 wurde die Teilnehmerzahl im Vergleich zum letzten Jahr übertroffen, obwohl viele Interessierte wegen des stundenlangen Ausfalls der Deutschen Bahn leider nicht anreisen konnten. Nierstein hat ein bedeutendes Zeichen für Vielfalt und Gleichheit gesetzt und wir haben uns sehr über das große Interesse der Bürgerinnen und Bürger und vor allem über die tolle Stimmung im Ort gefreut.“

Wie die im November neu zu wählende JV der VG Rhein-Selz mit dem Thema CSD in Zukunft umgehen wird, steht noch nicht fest. Ein wichtiger Erfolg des letztjährigen CSD war jedenfalls die Schaffung der Stelle der Queerbeauftragten der VG, Anja Kuchler. Ihre Aufgaben beinhalten unter anderem die Sensibilisierung der Bürger für queere Menschen und ihre Themen sowie die Unterstützung von LSBTQ*.-Personen. Sie hat das Ziel, ein inklusives und respektvolles Miteinander zu fördern.

In Nierstein scheinen jedenfalls alle Maßnahmen für ein gutes Miteinander auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.

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Bis zu meiner Pensionierung im November 2022 leitete ich die Stabsstelle Kommunikation und Presse der Unfallkasse Hessen in Frankfurt. Als Chefredakteurin für unser vierteljährliches Magazin inform mit dem Schwerpunkt Arbeit und Gesundheit war es meine Aufgabe, die Texte und Artikel zahlreicher Fachredakteure und Autoren anzufordern und lesergerecht zu optimieren. Ich selbst war mehr als 30 Jahre lang als Magazin-Autorin tätig, besonders als Interviewpartnerin für hessische Bürgermeister*innen und Unternehmensleitungen. Zusätzlich war ich als Pressesprecherin für die Kommunikation der Geschäftsführung zuständig.