FLÖRSHEIM – Die telefonische Nachricht: „Zwische Wicker und Hochem lieht en dode Storch direggt neber de Bundesstraß. Gugg doch emol!“ erreichte den BUND-Aktiven Weilbacher Bernd Zürn am Sonntagmorgen (6. März). Eine halbe Stunde später war der 84-Jährige mit seinem Fahrrad an der von dem Anrufer beschriebenen Stelle. Und tatsächlich: Unmittelbar neben der Fahrbahn lag ein ciconia ciconia, also ein Weißstorch. Tot. Für Zürn stand die Todesursache sehr schnell fest: Das stattliche Tier war ein Opfer des Straßenverkehrs. Vor zwei Jahren hatte sich – fast an der selben Stelle – eine ähnliche Tragödie zugetragen.
Deutschlands Straßen sind Todesschneisen für viele Tiere. Rund 16 Millionen Vögel und 3 Millionen Säugetiere sterben jährlich auf unseren Straßen. Allein bei Igeln geht man von rund einer Viertel Million aus. Damit sind wir negative Spitzenreiter in Europa. Hinzu kommt, dass diese Straßen die Lebensräume unserer wild lebenden Tiere zerschneiden und zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Folge: Die Tiere leben in immer kleiner werdenden Revieren. Wegen des dadurch eingeschränkten Gen-Austauschs führt das verstärkt zur Inzucht. Mit schlimmen Folgen für diese Tiere, wie man inzwischen weiß.
Für einige Tierarten ist der Straßenverkehr die Todesursache Nummer eins. Bei Luchs, Dachs und Feldhase stirbt in Deutschland fast die Hälfte keines natürlichen Todes. Alle 2,5 Minuten verendet ein Reh auf Deutschlands Straßen. Alarmierende Zahlen. Offensichtlich aber immer noch nicht schlimm genug wenn man sich die Pläne für die vielen neuen Straßenbauprojekte ansieht in einem Land, das jetzt schon eines der dichtesten Straßennetze Europas hat.
Bernd Zürn