
FLÖRSHEIM – „Des heltste im Kopp nit aus!“, ärgert sich Jürgen Krichbaum. Eigentlich ist das aktive Mitglied des Flörsheimer BUND nicht gerade auf den Mund gefallen. Hier aber fehlen auch ihm die Worte.
Ort des Geschehens: Die schmale Straße, die im Bereich Keramag/Falkenberg zum Ausflugslokal „Wiesenmühle“ führt. Dort hatte er, gemeinsam mit Bernd Zürn, am vergangenen Samstag die in diesem Bereich hängenden vier Steinkauzröhren kontrolliert. Knapp einen Meter neben dem Weg fanden sie leere Glasflaschen. Ziemlich viele, nämlich 134 Stück, wie Zürn bei ihrem Abtransport am nächsten Tag akribisch zählte. Überwiegend recht kleine. Ursprünglicher Inhalt: Alkohol. Der war jetzt verschwunden. Dafür waren viele mit Zigarettenkippen gefüllt.
„Der ‚nette‘ Zeitgenosse, der dort sein Leergut ablud, kam auf dem Weg dorthin mit Sicherheit an mehreren Altglas-containern vorbei“, ist sich Zürn sicher. Dass er dieses Angebot ignorierte ist eine von vielen Verhaltensweisen, die der 84-jährige Weilbacher nicht nachvollziehen kann.
Die illegale Altglas-Lagerstätte ist Teil der „Flörsheimer Schweiz“, einem als „landschaftlich äußerst reizvollem“ Gebiet beschriebenen Gebiet mit Zielen wie dem Ausflugslokal ‚Wiesenmühle‘, der Annakapelle, dem Eisenturm, den historischen Kalkbrennöfen und der Flörsheimer Warte. Tausende von Wanderern und Radfahrern nutzen diese hügelige Gegend jedes Jahr. Auch Tiere und Pflanzen fühlen sich dort offensichtlich sehr wohl. Biologen stellten nämlich – neben den ‚normalen‘ – viele seltene Insekten und Reptilien fest. Das Gebiet gehört zu den artenreichsten Biotop-Typen Mitteleuropas. Deshalb wurde ein Teil davon (39 Hektar) vor mehr als 20 Jahren unter Naturschutz gestellt. Aber das ist manchem ‚netten‘ Mitmenschen offensichtlich egal.
Bernd Zürn