FINTHEN – Die Schreckensbilder von der Flutkatastrophe an der Ahr sind noch allgegenwärtig. Was dort passiert ist, soll sich nicht wiederholen. Deshalb versuchen Kommunen jetzt einer möglichen, durch Starkregenereignisse ausgelösten, neuen Katastrophe vorzubeugen. Gemeinsam mit dem auf Wasser-, Abwasser- und Infrastruktur spezialisierten Ingenieurbüro Pecher AG hat der Mainzer Wirtschaftsbetrieb zunächst für Ebersheim und Finthen ein vom Land gefördertes Starkregenvorsorgekonzept (SRVK) erarbeitet. Erst im Ortsbeirat, jetzt bei einer Bürgerversammlung in Finthen nahm man nun einen nächsten Schritt und will das erarbeitete SRVK sehr bald der Struktur- und Genehmigungsbehörde Süd (SGB) als Planung für die Zukunft vorlegen. „Wir arbeiten uns von den äußeren Stadtteilen bis zur Innenstadt vor“, erklärte Heinrich Webler vom Ingenieurbüro. Er und seine Kollegin Dr. Silja Baron stellten das Konzept im Bürgerhaus vor.
Teils kam es zu hitzigen Diskussionen, nachdem Michael Paulus vom Wirtschaftsbetrieb erklärte, es gehe nicht um die Kanalisation, sondern um die Oberflächenwasser, die bei einem möglichen Jahrhundertregen die Straßen herunterrauschen und große Areale des Stadtteils fluten könnten. „Wir haben doch jetzt schon in der Aubachstraße regelmäßig Probleme mit dem Kanal. Da fliegen die Kanaldeckel hoch, wenn es nur 20 Minuten stärker geregnet hat“, beklagten Anwohner und führten aus, alles sei schlimmer geworden, seit das Neubaugebiet dazugekommen sei. Andere sprachen davon, dass man am Elmerberg bei Gewitter Kajak den Hang hinunterfahren könne. Die Wassermengen seien zu groß, um dann in der Senke vom Aubach aufgenommen werden zu können. Einen Graben mit Kaskaden notierten sich deshalb Webler und Baron als mögliche Lösung und auch ein Auffangbecken, das das Wasser allmählich weiter abgibt, wurde als Idee notiert. Eine ähnliche Situation gebe es am Draisberg. Aber auch das Bürgerhaus und seine Umgebung wären bei einem Jahrhundertregen nicht vor den Wassermassen sicher.
Was die Bürger vor allem hörten, war, dass jeder sich selbst schützen müsse. Vor allem sei eine Elementarversicherung, die Starkregenereignisse berücksichtigt, wichtig. Schon kleine „Umbauten“ genügten oft, um Wasser vom Grundstück, der Garage oder dem Haus abzuleiten. Um Lichtschächte könnte eine kleine Mauer gezogen werden, an Treppenabgängen eine schräglaufende Erhöhung Regenwasser umlenken. Eine Erhöhung wie eine Bodenwelle könnte auch Tiefgaragen schützen, ehe sie unfreiwillig zu Regenrückhaltebecken würden. Auch Gärten sollten durch Mauer- oder Strauchwerk so befestigt werden, dass Wassermassen, die von den Hängen kämen, nicht mehr ungebremst in den Garten und über die Terrassen oder Kellereingänge ins Haus gelangten.
Hier seien dann auch die Landwirte gefragt, denn auch sie könnten entlang ihrer Felder kleine Erdhügel anlegen, um das Wegschwemmen auch der wertvollen Erde von den Äckern zu verhindern. Wichtig sei es, in Gärten, aber auch rund um den Stadtteil Mulden anzulegen, in denen sich das Regenwasser sammeln könne, ehe es allmählich versickert oder weiter abfließt. „Es geht wirklich um jeden Tropfen, der frühzeitig abgefangen werden kann“, betonte Webler mehrfach. Letztlich sei es auch wichtig, dass die Ufer von Gräben, aber auch des Aubaches oder des Königsborns so angelegt werden, dass sich das Wasser dort ausbreiten und so gemächlicher und meandernd fließen könne.
kga