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Vorwärts rein, rückwärts raus Beim Rollator-Training der Stadtwerke bekommen Senioren Tipps, wie sie mit Gehhilfe Bus fahren

Foto: Stadtwerke/Volker Dziemballa

RÜSSELSHEIM – Mit den Niederflurbussen der Stadtwerke Rüsselsheim ist Busfahren barrierefrei. Kein Fahrgast mit Gehhilfe soll Vorbehalte oder gar Ängste beim Ein- und Aussteigen haben. Weil dies aber immer noch der Fall ist, bieten die Stadtwerke ein Rollator-Training an. Damit mobil eingeschränkte Menschen Sicherheit beim Nutzen des Busses bekommen.

Busfahrer und Verkehrsmeister Mustafa Yildirim fuhr dazu mit einem 18 Meter langen Gelenkbus am Rüsselsheimer Friedensplatz vor, wo schon mehrere Interessierte auf ihn warteten. Die Besonderheit dieser Busse ist: wegen ihrer Länge haben sie drei Eingänge. Yildirim bat die Rollator-Nutzer, durch die mittlere Tür einzusteigen. Dieser Eingang ist 1,25 Meter und der breiteste. „Da passt auch ein Rollstuhl problemlos durch“, erklärte Michael Niere, Leiter des Verkehrsbetriebs. Außerdem befindet sich hier, im Mittelteil des Busses, ein so genannter Mehrzweckplatz, wo man insbesondere Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen abstellen, die Bremsen feststellen und mittels im Bus verbauten Sicherheitsgurten befestigen kann.

Erfreut beobachtete Mustafa Yildirim, dass die Fahrgäste beim Betreten des Busses ihren Rollator leicht anhoben – und vor allem, dass sie vorwärts einsteigen. „Das ist wichtig“, betonte der Verkehrsmeister: „Vorwärts einsteigen, rückwärts aussteigen.“ Würde man den Bus vorwärts verlassen, bestünde die Gefahr, dass die Vorderräder des Rollators zwischen Bordstein und Fahrzeug geraten, sich verklemmen und man zu stürzen droht.

Auch der hintere Einstieg des Busses kann mit Rollator genutzt werden. Diese Tür muss allerdings im Gegensatz zu den vorderen beiden Türen mittels Knopf vom Fahrgast selbst geöffnet werden – was beim Üben während der Informationsveranstaltung reibungslos klappte. Dann sollten sich die Rollator-Nutzer in die Mitte der Busses bewegen, um ihre Gehhilfe abstellen zu können. Auf dem Weg dorthin erwies sich beim Training eine Engstelle im Bus als problematisch: Einige Rollatoren kamen wegen ihrer Breite nicht durch. Der Busfahrer und stellvertretende Disponent Ali Myumyunov zeigte, wie es doch geht: Einfach den Rollator etwas zusammenklappen und so schlanker machen.

Eine Frau wies darauf hin, dass manche Busfahrer beim Anfahren der Haltestelle nicht eng genug am Bordstein halten. Deshalb sei es zuweilen selbst für einen Fußgänger schwierig, den Zwischenraum zwischen Tür und Bordstein zu überbrücken. „Mit dem Rollator kommt man da gar nicht drüber“, sagte die Frau. Yildirim hörte aufmerksam zu und versprach: „Wir werden unsere Fahrer nochmal entsprechend sensibilisieren.“ Er machte darauf aufmerksam, dass es im mittleren Eingang eine Rampe gibt, die der Fahrer auf Wunsch ausklappen kann. Außerdem sind die Busse absenkbar, falls der Bordstein zu niedrig ist.

Insbesondere Senioren haben Angst, den Bus zu langsam zu betreten – und dann in der sich schließenden Tür eingeklemmt zu werden. „Das kann nicht passieren“, betonte Yildirim. Eine sogenannte Reversiereinrichtung verhindert an allen Einstiegen das Einklemmen.

Und wie kommt man mit dem Rollator an seine Fahrkarte, wenn der Bus voll ist und man sich nicht nach vorne zum Ticket verkaufenden bewegen kann? Yildirim riet, eine Menschenkette zu bilden: Das Fahrgeld über andere Passagiere nach vorn zum Fahrer geben, der dann auf diesem Weg das ausgedruckte Ticket nach hinten schickt. Oder man deckt sich vorher ein: Der Verkehrsmeister wies beispielhaft auf das Seniorenticket Hessen hin, das es in den beiden Kundenzentren der Stadtwerke gibt: in der Walter-Flex-Straße auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke und am Bahnhof.

Grundsätzlich ermutigte Ali Myumyunov die Fahrgäste, egal ob mit oder ohne Rollator: „Scheuen Sie sich nicht, das Fahrpersonal oder Passagiere um Hilfe zu bitten.“ Ein Hinweis, den Tanja Berz, Bereichsleiterin der städtischen Leitstelle Älterwerden, unterstrich: „Bitten sagen Sie, was Sie brauchen. Das ist ganz wichtig. Ihnen wird bestimmt geholfen.“

Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH