Start Hessen Weihnachtsbaum vor dem Rathaus wird zu klimapositivem Pflanzmaterial

Weihnachtsbaum vor dem Rathaus wird zu klimapositivem Pflanzmaterial

Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

RÜSSELSHEIM – In diesem Jahr fällt der Abschied vom Weihnachtsbaum vor dem Rathaus nicht ganz so schwer. Denn die Stadt Rüsselsheim am Main und der Städteservice Raunheim Rüsselsheim setzen ihr Pilotprojekt zum Klimaschutz fort und lassen den zerlegten Baumstamm und das Holz dicker Äste in einer Karbonisierungsanlage in Wallerstädten und dem Brunnenhof in Gernsheim zu Pflanzenkohle umwandeln. Hinzu kommen noch fünf Fuhren von Christbäumen aus der Sammlung im Rüsselsheimer Stadtgebiet sowie gesammeltes Ast- und Stammwerk aus der Baumpflege.

Die Weihnachtsbäume werden gehackt, die Nadeln und Feinteile abgesiebt und als Kompostanteil in kommunalem Pflanzsubstrat verwendet. Der holzige Anteil wandert durch die Verkohlungsanlage und wird dann zertifizierten Pflanzenerden zugefügt, die zügig von Gärtnerinnen und Gärtnern in Zusammenarbeit mit der städtischen Grünplanung im Laufe des Jahres bei Baum- und Beetpflanzungen in Rüsselsheim verwendet werden.

Rüsselsheim zählt in Deutschland zu den wenigen Kommunen, die auch Christbäume einem echten Wertstoffkreislauf im regionalen Netzwerk zuführen und quasi als Nährboden für neues Grün verwenden.

Für das Klima hat die Karbonisierung und Weiterverwendung als Pflanzenkohle den positiven Effekt, dass Kohlenstoffdioxid gebunden und dauerhaft im Boden eingelagert wird anstatt in die Luft zu gelangen. Aber auch bei der weiteren Verwendung bewährt sich die Kohle: Sie saugt wie ein Schwamm Wasser auf und speichert es. Zudem ist sie Nährboden für Bakterien und Pilze, die wiederum Nährstoffe für Bäume und Sträucher bieten.

Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

Stadt und Städteservice setzen seit 2023 kohlehaltiges Material bei Neupflanzungen ein und zählen damit zu den Vorreitern in Hessen. Die Expertinnen und Experten mit dem grünen Daumen gehen davon aus, dass die frisch gepflanzten Bäume in der Substratmischung besser anwachsen, weniger Wasser brauchen, und dass sich das Stadtgrün insgesamt langfristig vitaler entwickelt. Die neuen Baumstandorte sollen auch dazu beitragen, bei Starkregenereignissen Wasser aufzunehmen.

Im Zeitraum von Herbst 2023 bis Herbst 2024 hat der Städteservice Pflanzen und Bäume in fast 500 Tonnen kohlehaltiges Substrat gebettet. Dieses enthielt hochgerechnet zwanzig Tonnen 90 prozentigen Kohlenstoff und hat laut Fachkreisen ein CO2-Äquivalent von über 70 Tonnen, das damit dauerhaft aus der Atmosphäre entzogen und im Boden gespeichert ist. Das entspricht dem Ausgleich von etwa 15 Erdumrundungen mit einem durchschnittlichen Benzinauto. Wenn sich das Projekt weiter bewährt, soll immer mehr Schnittmaterial von Stadtgrün in den kommenden Jahren für eine Karbonisierung und besseres Stadtgrün genutzt werden.

Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main