BODENHEIM-NACKENHEIM – Donnerstagabend, 18 Uhr. Während andere Kinder Hausaufgaben machen oder vor dem Fernseher sitzen, treffen sich zwölf junge Feuerwehrbegeisterte aus Bodenheim und Nackenheim – sechs Mädchen, sechs Jungen – zu ihrer wöchentlichen Übungsstunde. Heute ist es kein gewöhnlicher Dienst: Die Jugendfeuerwehr Bodenheim-Nackenheim (JFW BoNa) macht sich auf zu einer ganz besonderen Übung – einem Einsatz mit Mehrzweckboot (MZB) und Rettungsboot auf dem Rhein bei Nackenheim. Drei Fahrzeuge stehen bereit, die Boote werden angehängt. Spannung liegt in der Luft.

Foto: Sabine Longerich
Bevor es auf den Fluss geht, erklärt Bootsführer Sebastian Schiltz das MZB mit all seinen Funktionen: Menschenrettung, Brandbekämpfung, technische Hilfe – ein echtes Allround-Talent auf dem Wasser. 190 PS stark, Baujahr 2001, erreicht es eine Geschwindigkeit von bis zu 65 km/h. Das Boot ist kein Sportgerät – es schlägt hart auf die Wellen, was die Jugendlichen später am eigenen Leib erfahren sollen.
Mit Schwimmwesten ausgerüstet, geht es für die erste Gruppe hinaus auf den Rhein. Das Wetter spielt mit: Sonnenschein, ein frischer Wind, perfekte Bedingungen. Währenddessen versorgt Jugendwartin Ariana Seifried den Rest der Gruppe an Land mit Theorie über die Aufgaben der Feuerwehr. Denn Wissen ist genauso wichtig wie Praxis.
Mit bis zu 55 km/h geht es auf dem Wasser dahin, die Jugendlichen halten sich gut. Seekrank wird niemand, alle können schwimmen. Auf dem Rhein angekommen, erklärt Schiltz noch einmal eindringlich: „Der Rhein ist kein Spielplatz. Die Strömungen sind tückisch, die Strudel gefährlich. Wer ins Wasser fällt und nicht rechtzeitig gerettet wird, hat kaum eine Chance.“ Das beeindruckt – und bleibt hängen.
Nach der Rückkehr an Land sind sich alle einig: Das war ein Highlight. Auch die beiden zehnjährigen Schnupperjungen sind stark beeindruckt. Die meisten der jungen Teilnehmenden sind zwischen elf und zwölf Jahre alt. Viele kommen aus Familien mit Feuerwehrtradition. Bei Mia, Lara und Max ist es der Papa, bei Bennet die Mama, die Vorbilder in Uniform waren oder noch sind.

Foto: Sabine Longerich
Hanna, Lara, Sophie und Lennox erklären, warum sie in der Jugendfeuerwehr sind: „Es macht einfach Spaß!“ Für Paul stehen die Technik und die Fahrzeuge im Vordergrund, Bennet begeistert besonders die starke Teamarbeit: „Man kann sich auf die anderen verlassen.“ Er hat auch seinen Freund Hannes zur Feuerwehr mitgebracht. Die Zwillinge Lilli und Luca sind bereits „alte Hasen“ – sie wissen: Feuerwehr ist mehr als ein Hobby.
Jugendwartin Ariana Seifried ist selbst erst als Erwachsene zur Feuerwehr gekommen. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr – unter anderem in der Pathologie – war sie viele Jahre beim DRK aktiv und wie sie selbst sagt: „Hart im Nehmen!“ Die Arbeit mit Jugendlichen liegt ihr am Herzen. „Wir vermitteln Werte wie Teamgeist, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein – und das immer auf Augenhöhe. Jugendliche sollen mitbestimmen können und ernst genommen werden“, sagt sie. Deshalb gibt es auch einen eigenen Jugendausschuss.

Foto: Sabine Longerich
Die JFW ist Teil der Stützpunktfeuerwehr BoNa, die mit 74 Aktiven und 25 Jugendlichen den größten Zuständigkeitsbereich in der Verbandsgemeinde Bodenheim abdeckt. Ihr Einsatzgebiet umfasst wegen der besonderen Ausstattung die gesamte VG-Gemarkung. Neben klassischem Brandschutz liegt der Fokus auf technischer Hilfeleistung, ABC-Gefahren und Wasserrettung. Besonderheit: Die Einheit verfügt über zwei Boote, eine Drehleiter, den Gerätewagen Gefahrgut und eine Drohnenstaffel.
„Wir sind stolz auf unseren hohen Ausbildungsstand und die sehr gute Kameradschaft“, betont Seifried. In der Jugendfeuerwehr werden Hilfsbereitschaft, Kameradschaft, Vielfalt, Mitbestimmung, Verlässlichkeit, Wertschätzung und Spaß großgeschrieben. Wer mit 16 in die Einsatzabteilung wechseln will, muss Vertrauen, Toleranz, Respekt und Verantwortungsgefühl mitbringen. Denn: „Nur als Team sind wir stark.“
Fahrer und Drohnenpilot Maik Wagner bringt es zum Schluss auf den Punkt: „Wer bei uns bleiben will, muss den notwendigen Drill akzeptieren. Bei einem Einsatz muss man sich blind aufeinander verlassen können. Vertrauen ist das A und O.“ Nicht alle Jugendlichen bestehen später die Prüfungen für den Wechsel in die Einsatzabteilung. Doch die zwölf, die an diesem Abend auf den Booten waren, sind entschlossener denn je.
Wer Interesse hat, kann donnerstags um 18 Uhr einfach vorbeikommen und mitmachen – und die Feuerwehr hautnah erleben.
Sabine Longerich