Start Gesellschaft „Wie durch ein Schlüsselloch 300 Jahre zurückschauen“

„Wie durch ein Schlüsselloch 300 Jahre zurückschauen“

Bringt das Echo der Vergangenheit nach Rheinhessen: Keith Brintzenhoff aus Kutztown Foto: privat

OBER-OLM – Der pennsylvanisch-deutsche Musiker und Redner Keith Brintzenhoff aus Kutztown (Pennsylvania, USA) gastiert am 16. Juni in Ober-Olm. Seit zehn Jahren organisiert der deutsch-pennsylvanische Arbeitskreis (AK), der vor 20 Jahren als Verein gegründet worden ist, solche Kulturbegegnungen, um an verschiedenen Orten das Pennsylvanisch-Deutsche als Mundart der Öffentlichkeit näherzubringen. „Bei seinem einzigen Auftritt in Deutschland stellt Keith Brintzenhoff die Mundart vor, singt Dialekt-Lieder und erzählt Geschichten“, kündigt Michael Werner, einer der AK-Initiatoren und -Gründer an.

Das Interesse am kulturellen Austausch zwischen den deutschstämmigen Einwohnern Pennsylvanias und den Herkunftsregionen ihrer Vorfahren, den der Verein fördert, erfreue sich seit einigen Jahren einer wachsenden Konjunktur, stellt er fest und sagt zur Erläuterung: Das Spannende an der Begegnung mit der deutsch-pennsylvanischer Kultur liege im „Blick, der uns wie durch ein Schlüsselloch auf unsere eigene Vergangenheit schauen lässt“.

Die Auswanderungsgesellschaft, die drüben entstanden sei, habe kulturelle Muster aus dem 18. Jahrhundert erhalten und konserviert. „An der Art, wie sie sprechen, essen, ja leben, können wir herausfiltern, wie unsere Vorfahren hierzulande vor 300 Jahren gelebt haben.“ In Europa seien solche Zugänge durch die Industrialisierung und Kriege verloren gegangen. Nicht zuletzt deshalb kündigt Werner das Konzert als ein „echtes Highlight“ an. „Brintzenhoff ist der bekannteste pennsylvanisch-deutsche Sänger in Pennsylvania. Vom US-amerikanischen Bundesstaat ist er für die Vermittlung der Sprache und Kultur der Nachfahren aus unserer Region ausgewanderter Menschen hoch ausgezeichnet.“ In Deutschland sei der Musiker vor allem aus dem Film „Hiwwe wie Driwwe“ bekannt, wo er als „Schulmeeschter“ in einem alten Schulhaus zu sehen und zu hören ist. In der Region habe der Streifen einen großen Erfolg gehabt, schildert Werner.

Eine signifikante Verbindung zur Geschichte der Auswanderung in die Neue Welt hat innerhalb der Verbandsgemeinde Nieder-Olm die Ortsgemeinde Essenheim. „Aus der damals kurpfälzischen Gemeinde sind besonders viele Menschen nach Amerika gegangen.“ Nicht zuletzt dank der Nähe zum Rhein. Der Fluss diente auf seiner Gesamtlänge wie eine Art „Auswanderungsautobahn nach Amerika“, vergleicht Werner. „Man kam teuer, dafür relativ sicher nach Amsterdam, von dort nach England, das die Überfahrt nach Amerika kontrollierte.“ Mehrere zehntausend Menschen aus der Region am Rhein seien auf dieser Route im 18. Jahrhundert innerhalb von etwa 60 bis 70 Jahren nach Pennsylvania ausgewandert.

Brintzenhoff bringt ihr Echo nun zurück in die Heimat. Dass es zu dem Auftritt überhaupt kommen konnte, sei ein glücklicher Zufall, meint Werner erfreut. Da der Mundart-Sänger in Europa Urlaub macht und bei Werners, mit denen er seit 30 Jahren befreundet ist, in Ober-Olm sowieso vorbeischauen will, „bat ich ihn um einen Auftritt“. Der „Deutsch-pennsylvanische Abend mit Keith Brintzenhoff“ ist am Freitag, 16. Juni, 20 Uhr, in Ober-Olm (Alte Schule).

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach