
EBERHSEIM – Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal stellten sich in ganz Deutschland Menschen dieselbe Frage: „Kann mir das auch passieren?“ und „Wie schütze ich meine Familie und mein Haus besser vor solchen Wetterereignissen?“ Mit einem Starkregenvorsorgekonzept schreitet die Stadt Mainz zur Tat. Nach Ortsbegehungen, Gesprächen mit der örtlichen Kommunalpolitik und mit Bürgern, der Auswertung von Regenereignissen und der Erarbeitung von Entwürfen in enger Zusammenarbeit mit dem auf Wasser-, Abwasser- und Infrastrukturprojekte spezialisierten Ingenieur- und Beraterbüro Dr. Pecher AG konnte der Wirtschaftsbetrieb in der Töngeshalle erste Pläne und Ratschläge an die Bürger weitergeben.
Zugleich waren die Planer offen für weitere Vorschläge, wie Niederschlagswasser eventuell abgeleitet werden kann, ehe es sich in den Stadtteil und in Gärten oder Keller ergießt. Ziel sei es, das Bewusstsein zur Eigeninitiative zu schaffen. Jeder sollte sich gut überlegen, was er tun kann, um sein Eigentum vor einer möglichen Überflutung nach einem Starkregen zu schützen. Hierzu gehöre es, Mäuerchen zu bauen, die Wasser umlenken können, aber auch mögliche Kellerlöcher zur Straße hin zu schließen. Auch können Mulden helfen, um darin Wasser aufzufangen, das dann langsam versickern oder allmählich abfließen könne, erklärte Referent Heinrich Webler vom Beraterbüro. Bei seinem Vortrag wurde er unterstützt von Michael Paulus vom Wirtschaftsbetrieb der Stadt.
Webler zeigte auf einen an die Wand geworfenen Plan von Ebersheim. Viele Linien sind rot bis tiefrot eingezeichnet. Fließrichtung sei vor allem von Ost oder Süd nach West, innerorts könnte bei Starkregenereignissen das Wasser locker bis zu einem Meter oder mehr ansteigen, wenn von den zumeist landwirtschaftlich bewirtschafteten Hängen der Niederschlag ungebremst nach Ebersheim herunterlaufe. Mulden rings um den Ort seien eine erste und äußerst sinnvolle Maßnahme, um viel Wasser auszubremsen, plädierte Webler für das Anlegen solcher bis zu 40 Zentimeter tiefen Senken. Auch Rinnen und Mauern können Niederschläge umleiten. Mit Blick auf die Landwirte erläuterte Webler, um nicht so viel wertvollen Boden durch Erosion zu verlieren sei es sinnvoll, Ackerraine mit Büschen oder wenigstens mit Gräsern zu bepflanzen, die das Wegschwemmen verhindern. Bankette entlang der Ackerwege und Straßen müssen gepflegt und regelmäßig abgefräst werden. Um das Oberflächenwasser in die Böden ableiten zu können. Das Regenrückhaltebecken könne 17.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen, es laufe dann nach und nach in Richtung Hechtsheim wieder leer und entspanne mit seiner Funktion den unteren Teil Ebersheims
Fakt sei, so Paulus vom Wirtschaftsbetrieb: Früher habe man bei der Schaffung neuer Baugebiete überhaupt nicht darauf geachtet, wo die Häuser einmal stehen werden. Heute werde beim Entwurf von Bebauungsplänen geschaut, ob sich künftige Wohngebiete in „Risikozonen“ befinden oder nicht. Jeder Hausbauer müsse wissen, wo er steht, und dann entsprechende Maßnahmen treffen. Webler riet jedem Eigentümer von Immobilien, sich zu versichern, dass ihr Abwasserkanal zur Straße hin eine Rückstausicherung hat. „Sonst kommt Ihnen im Ernstfall alles über die Rohre in die Wohnung zurück.“ Und er riet dringend zu einer Elementarversicherung.
„Wir arbeiten uns mit unseren Ortsbegehungen und Entwürfen von den äußeren und am stärksten gefährdeten Stadtteilen wie Ebersheim und Finthen allmählich bis in die Stadt vor“, so Webler. Als nächstes stehen Marienborn, Drais und Hechtsheim auf dem Plan. Der Starkregenvorsorgeplan soll im Internet abzurufen und letztlich eine wichtige Orientierungshilfe für alle Bürger sein. Eigeninitiative sei das A und O, jeder Tropfen, der zurückgehalten werden könne, zähle.
kga