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„Wir haben nur die eine Natur“ Henning R. von Traubenburgs Fotoausstellung im Ortsmuseum Nackenheim

Der Hobbyfotograf Henning R. von Traubenberg vor den Aufnahmen des Monacobreen (oben) und des Nordenskiölbreen – Foto: Ulrich Nilles

NACKENHEIM – „Hier steckt viel Arbeit drin, aber es macht Spaß“, sagt Henning R. von Traubenburg. Das merkt man ihm an, dem Spitzbergenreisenden und Hobbyfotografen. Vor Kurzem fand “ im Nackenheimer Ortsmuseum die Vernissage seiner Fotoausstellung „Foto-Expedition nach Spitzbergen statt.

Die Abbruchkante des Bravelbreen auf Nordaustland. Foto: Henning R. von Traubenberg

Die Inselgruppe Spitzbergen liegt zwischen dem 74. und 81. Grad nördlicher Breite. Sie besteht aus drei Haupt- und unzähligen kleinen Inseln, die verwaltungstechnisch zu Norwegen gehören. Die Inseln sind vom Nordatlantik und dem Arktischen Ozean umgeben und erreichen die durchschnittlich höchste Temperatur im Monat Juli: mit circa sechs Grad Celsius. In diesen Zeitraum fiel auch die zehntägige Expedition im Jahr 2022, an der von Traubenburg teilnahm. Seine erste Herausforderung zur Vorbereitung der Fotodokumentation bestand darin, aus ca. 1.000 mitgebrachten Fotos eine kleine Auswahl zu treffen. „Ich will keine chronologische Abfolge der Reise zeigen, sondern eine Geschichte erzählen, die am Ende stimmig ist“, beschrieb er seine Herangehensweise. Am Ende waren es 25 Fotos, die in der Galerie des Ortsmuseums Nackenheim ihren Platz fanden.

Ein Eisbär, Herr seiner Scholle. Foto: Henning R. von Traubenberg

Da sind zunächst die faszinierenden Gletscherlandschaften wie die des Monacobreen im Nordwesten oder des Nordenskiölbreen am Ende des Isfjords und östlich des Orts Pyramiden. Beide erstrecken sich auf der Hauptinsel Spitzbergen und beide haben eine mächtige Eisdicke und eine mehrere Kilometer langen Abbruchkante. Da ist auch der Bravelbreen im Süden der zweiten Hauptinsel Nordaustland. Er hat eine Fläche, die größer als das Bundesland Berlin ist, und von seiner schier endlosen Abbruchkante stürzen große Wassermassen ins Meer.

Ein weiteres Augenmerk richtete von Traubenberg bei seiner Bildauswahl auf die Fauna von Spitzbergen: Eis plus Bär ergibt Eisbär. Vom größten Landraubtier, das in seiner Existenz bedroht ist, geht immer Gefahr aus. Daher wird er ständig bei Exkursionen durch postierte Wächter beobachtet. Amüsiert erzählte der Fotograf, bei der Erläuterung des Fotos „Muttertier mit zwei Jungen“, dass man das Schmatzen der säugenden Jungtiere selbst aus großer Entfernung hört. „Und wenn sie satt sind, fallen sie einfach um und schlafen.“

Der Lebensraum der Küstenseeschwalbe, auf einem weiteren Foto zu sehen, erstreckt sich in einem Bereich vom nördlichen bis zum südlichen Polarkreis. Jedes Jahr bewältigt sie eine Wegstrecke, die zwei Erdumrundungen entspricht.

Zeugin des Kohleabbaus. Im Hintergrund ein Ankerplatz für Luftschiffe. Foto: Henning R. von Traubenberg

Ein weiterer Aspekt, den die Ausstellung dokumentiert, befasst sich mit Objekten der Inselgeschichte. Diese umfassen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, was oft ineinandergreift.
Spitzbergen wurde wegen seiner reichen Kohlevorkommen ab dem Jahr 1900 besiedelt. Davon zeugen die russische Kohlemine Barentsburg und der Geisterort Pyramiden, eine russische Siedlung mit Anlagen zur Kohleförderung, die 2000 verlassen wurde. Davon zeugt auch eine Eisenbahn in Ny Alesund, die 1917 zum Kohletransport auf die Insel gebracht wurde. In Sichtweite der Bahn befindet sich ein Ankermast für Luftschiffe. Hier startete der legendäre Polarforscher Roald Amundsen 1926 seinen Überflug des Nordpols von Ny Alesund nach Alaska. Und dort steht auf dem 78. Breitengrad das Nordpol Hotel, das für internationale Kongresse von Klimaforschern genutzt wird.

Auch in dem mit 2.500 Einwohnern größten Ort des Archipels Longyearbyen gibt es Spuren der Kohleförderung aus vergangenen Zeiten. In unmittelbarer Nachbarschaft dazu wurde eine Kirche errichtet, die heute das gesellschaftliche Zentrum des norwegischen Verwaltungssitzes ist. In Longyearbyen gibt es eine Reihe von Forschungsstationen und 700 Studierende an der örtlichen Universität. Außerdem weist eine Reihe von Souvenirläden darauf hin, dass man den sanften Tourismus fördern möchte.

Die Kirche, das gesellschaftliche Zentrum von Longyearbyen und historische Gebäude. Foto: Henning R. von Traubenberg

Als Generalüberschrift über seine ausgestellten Fotos formulierte von Traubenberg die Achtsamkeit im Umgang mit der Natur. „Wir haben nur diese eine Natur und deren Erhaltung liegt in unseren eigenen Händen.“ Exemplarisch zeigt er dies an zwei Plastikschnüren eines Fischernetzes und fügte dezent immer wieder Verweise zu diesem Thema in seinen Vortrag ein.

Die Fotoausstellung ist noch bis zum 7. April 2024 jeden Sonntag zwischen 12 und 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zum Nackenheimer Ortsmuseum finden sich unter www.museum-nackenheim.de.

Ulrich Nilles