BRETZENHEIM – Die schrecklichen Bilder der Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli im Ahrtal haben für großes Entsetzen gesorgt. Milliardenbeträge sind notwendig, um die Region wieder aufzubauen, doch es sind vor allem die vielen ehrenamtlichen Helfer vor Ort, die den betroffenen Menschen wieder Hoffnung geben. Einer dieser Helfer, die dort unbürokratisch mit anpacken, ist der Bretzenheimer Vereinsringsvorsitzende Manfred Lippold. Er fährt jetzt am 8. Oktober bereits zum siebten Mal ins Ahrtal – zum dritten Mal mit einem Bretzenheimer Transporterteam und zahlreichen Hilfsgütern. Im Gespräch mit der Lokalen Zeitung gab er Einblicke in die bewegende Arbeit vor Ort und in sein Innenleben.
Als Manfred Lippold und die befreundete Gonsenheimer Rechtsanwältin Birgit Bärtsch Mitte Juli im Fernsehen die furchtbaren Bilder aus der Ahrregion sahen, war ihnen klar: „Wir müssen was tun, wir wollen da hinfahren.“ In seinem Netzwerk „Kinner vun de Gass“ machte der Vereinsringsvorsitzende auf seinen Plan aufmerksam und war selbst vollkommen überrascht, dass bereits zwei Tage später 2100 Euro Spendengelder auf dem Konto eingegangen waren. „Es hat dann eine enorme Dynamik angenommen“, berichtet er. Also nutzte er seine guten Kontakte und ging bei Firmen wie Edeka Deckenbach, Hornbach, Köbig und MEG Maler-Einkauf auf Einkaufstour zu vergünstigten Konditionen, die er zuvor mit den Unternehmen ausgehandelt hatte. Bereits am 21. Juli machten sich dann zwei Bretzenheimer Transporter mit zahlreichen Hilfsgütern morgens um 6 Uhr auf den Weg in die Krisenregion. Lippold hatte sich zuvor bei seinem Arbeitgeber Urlaub genommen. Drei Paletten Wasser, zwei Paletten Müsliriegel, Fußbälle sowie vor allem zahlreiche Werkzeuge wie 130 Schippen, Schneeschieber, Spachteln, Schubkarren, Kabeltrommeln, Besen und Kellen waren an Bord. Vor Ort musste wegen einer eingestürzten Brücke ein Umweg eingelegt werden, bis die Helfer schließlich Ahrweiler, Altenahr und Altenburg erreichten. Dort konnten schließlich alle Hilfsgüter eins zu eins an die Ortsbeiräte in der Region sowie an Privatpersonen verteilt werden.
Das Ausmaß der Zerstörung und das Leid der Bewohner haben Manfred Lippold tief bewegt. Beispielhaft nennt der Bretzenheimer seine Begegnung mit einem alten Mann, der traurig auf die Kraterlandschaft blickt. „Mein Dorf ist weg“, sagt der. Beide haben Tränen in den Augen und drücken sich. „Was wir den Leuten geben können ist das Gefühl, nicht alleine zu sein“, sagt Lippold. Hilfe werde überall in der Region benötigt. „Es sind menschliche Tragödien, viele haben keine Versicherungen.“ Am 28. August startete dann ein zweiter Bretzenheimer Transport mit 40 Ölradiatoren und 220-Watt-Heizkörpern an Bord, die vor Ort an zehn Familien übergeben wurden. Dazu Putzmittel und Pflegemittel sowie selbst gebackene Kuchen der Bretzenheimer Landfrauen. Zum Helferteam der Fahrten gehörten neben Manfred Lippold und Birgit Bärtsch auch Paul Engelmann sowie Tim und Kai Feser vom CKV, Manfred Crezelius von der SG, Boris Weppner vom TSG-Förderverein und Fastnachter Guido Heddergott. Vor Ort wurde bei den Familien auch Putz abgeklopft. Lippold: „Wir haben geholfen, wo wir konnten.“
Inzwischen sind 9700 Euro von 110 Spendern an Spendengeldern eingegangen, darunter auch ein hoher vierstelliger Betrag eines bekannten Mainzer Trainerteams, das jetzt in England arbeitet. Beim dritten Transport am 8. Oktober sollen nun Bettdecken, Bettwäsche, Handtücher und Bohrmaschinen zur AWO Ahrweiler gebracht werden. Und Ende November sollen rechtzeitig zum Advent 1000 Schokoladen-Nikoläuse sowie selbst gebackene Plätzchen der Landfrauen folgen. Manfred Lippold bedankt sich herzlich bei allen Spendern von 5 bis 2000 Euro und versichert, dass alles vor Ort ankommt. Dafür steht er mit seinem Namen. „Es ist eine Sache des Vertrauens.“
Für sein außergewöhnliches Engagement ist Manfred Lippold in der jüngsten Vereinsringssitzung von Ortsvorsteherin Claudia Siebner mit dem Bretzenheim-Pin und einer Ehrenurkunde ausgezeichnet worden (wir berichteten).