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32 Bürgerinnen und Bürger starben auf dem Scheiterhaufen Gemeinde Bodenheim will „Hexenmuseum“ einrichten

Ein Schild am Rathaus weist heute schon auf das zukünftige Hexenmuseum hin. Im Keller des Rathauses war das "Bollesje" - das Bodenheimer Gefängnis. - Foto: Wolf-Ingo Heers

BODENHEIM – Es war eine grausame Zeit. Menschen – sowohl Männer wie Frauen – wurden als Hexen denunziert. Allein zwischen 1612 und 1615 – also in nur 3 Jahren – starben 32 Menschen, was durch Dokumente aus Kirchen- und Gemeindearchiven belegt ist. 25 Bürgerinnen und Bürger starben auf dem Scheiterhaufen, zwei Verurteilte im Zuge ihrer Inhaftierung. Vier Personen konnten befreit werden und ein Angeklagter wurde aus der Haft entlassen. Weitere Hexenverfolgungen außerhalb dieser 3 Jahre sind ebenfalls dokumentiert – aber nicht so massiv.

400 Jahre später will die Gemeinde Bodenheim den vom Hexenwahn verfolgten Menschen Wiedergutmachung zukommen lassen. So wurde durch die SPD ein Antrag in den Gemeinderat eingebracht, der schnell auf breiter Front von allen anderen Parteien aufgenommen und schließlich mit einer Enthaltung somit fast einstimmig im Rat genehmigt wurde. Zitat aus dem Antrag: „Die gesellschaftlich sowie politisch motivierten Gewalttaten verurteilt der Rat und sieht sie als dunkles Kapitel Bodenheimer Geschichte! Es besteht eine ethische Verpflichtung gegenüber den Opfern, ihrer Familien und ihrem Andenken. Begangenes Unrecht können wir nicht wieder gut machen, dennoch ist es unsere Aufgabe, dies aufzuarbeiten.“

Angehörigen der damals Ermordeten kann man nach 400 Jahren keine Wiedergutmachung angedeien lassen. Aber auf dieses dunkle Kapitel der Bodenheimer Geschichte zu reagieren, das wurde beschlossen. Nach der Corona-Zeit soll auf einer Gedenkveranstaltung das Thema auf breite Front gebracht werden. Fest geplant ist, das sogenannte „Bollesje“ – das Bodenheimer Gefängnis zur Zeit der Hexenverfolgung – als musealen Ort der Erinnerung und des Gedenkens zu gestalten. Dort sollen u.a. die damaligen „Befragungswerkzeuge“ und andere Marterutensilien präsentiert werden. Bernhard Marschall – der Kulturbeauftragte der Ortsgemeinde Bodenheim – wird eine Gedenkschrift erarbeiten.

Andreas Kappel – Beigeordneter für den Teilbereich Tourismus: „Ich kann mir vorstellen, im Rahmen der Ortsführungen eine Station im Hexenmuseum zu haben, aber auch dort mit einer Fackelwanderung als Erinnerung zu starten. Wir entwickeln gerade Ideen für das Erreichen einer breiten Öffentlichkeit!“

Journal Lokal wird weiterhin berichten.

Wolf-Ingo Heers