NIEDER-OLM – Sachunterricht einmal draußen erleben – darauf hatten sich die Kinder der 4a richtig gefreut. Zwar blies der Wind kalt über die Straßen und durch die Gassen, doch die gute Laune der Klasse 4a konnte das nicht trüben. Denn die Kinder waren die ersten „Nieder-Olmer Geschichtsspatzen“, die mit Stadtführerin Tamara Diehl einen historischen Spaziergang durch ihren Ort unternahmen. Idee und Konzept stammen vom Stadtarchiv Nieder-Olm. Sachkundelehrerin Samira Ramirez hatte mit den Kindern zuvor im Unterricht die Geschichte Nieder-Olms behandelt. Da sie an dem Tag leider erkrankt war und nicht mitlaufen konnte, wurde sie von Klassenlehrerin Britta Johannsen bei der Führung vertreten. Die beiden Lehrerinnen waren von dem „tollen Angebot“ des Stadtspaziergangs sofort begeistert, der nun den passenden Abschluss für die Unterrichtseinheit bildete. Denn hier konnten die 21 Mädchen und Jungs sehen, fühlen, hören und schmecken, was ihren Heimatort ausmacht.
Wie gut die Kinder im Unterricht aufgepasst hatten, konnten sie schon an der ersten Station unter Beweis stellen. Dabei ging es um ihre eigene Schule. Auf die Frage, woher denn der Name „Burgschule“ stammt, schnellten die Finger binnen Sekunden in die Höhe: „Hier stand früher eine Burg und die hieß Laurenziburg“, ertönte es quasi wie aus einem Mund. Entsprechend neugierig reckten sich die Köpfe der Grundschüler in Richtung des Bildes, das Tamara Diehl mitgebracht hatte und das die Laurenziburg in ihrer ganzen Schönheit zeigte.
Dort, wo die Kinder nicht so viel Vorwissen mitbrachten, hörten sie aufmerksam zu und beeindruckten mit Fragen, die selbst die erfahrene Stadtführerin an Ort und Stelle nicht beantworten konnte. Am Wilhelm-Holzamer-Weg stehend lenkte Tamara Diehl den Blick der Kinder auf das gegenüberliegende Gebäude, in dem sich die Post und das Ärztehaus befinden. Dass dort bis zum Jahr 1959 ein imposantes Amtsgericht stand, war den Kindern neu. Sogleich interessierte sich ein zehnjähriger Junge für die Frage, wie denn der Richter hieß. Da musste selbst die Stadtführerin passen.
Am Bussolengo-Platz erklärte Tamara Diehl der Schulklasse wie eng Nieder-Olm mit der Geschichte von Mainz verbunden ist: „Immer da, wo ihr ein sechsspeichiges Rad seht, geht es auch um die Geschichte von Mainz“. Dabei zeigte sie auf die Stele vor dem Restaurant “Vecchio Mulino“, das sowohl das in Stein gehauene Wappen von Nieder-Olm mit dem sechsspeichigen Mainzer Rad als auch das Wappen der italienischen Partnerstadt Bussolengo zeigt.
Richtig spannend wurde es für die Schulklasse am Rheinhessen-Tor. Hier konnten sie die vielen in den Stein eingelassenen Details ertasten und erkunden. Dass sich Nieder-Olm im Herzen von Rheinhessen befindet und dass hier gerne Fastnacht gefeiert wird, „das macht uns aus, das ist unsere Heimat“, erklärte Tamara Diehl im wunderbar rheinhessisch gefärbten Akzent – identifikationsstiftend für alle Kinder, die ihr zuhörten, egal ob gebürtig aus Mainz, der Ukraine oder anderswo.
Insbesondere für die kinderfreundlichen Liesel-Metten-Skulpturen nahm sich Tamara Diehl viel Zeit, denn hier konnten die Schülerinnen und Schüler nach Herzenslust klettern – ganz so, wie die Künstlerin es sich wünscht.
Krönender Abschluss des zweistündigen Rundgangs war der Besuch der Schmiede Wettig. Mit einer Werkstatt, die noch genauso aussieht wie vor 100 Jahren, hatten die Kinder nicht gerechnet. Staunend betrachteten sie den an der Decke hängende, riesige Blasebalg, der noch bis in die 50er-Jahre hinein für die Herstellung von Rädern, Hufen oder Werkzeugen von Hand betrieben werden musste.
Nach den neuen Eindrücken und Erlebnissen, den die Kinder auf ihrem Rundweg gemacht haben, bleibt nun abzuwarten, wann die Geschichtsspatzen die gewonnenen Erkenntnisse von den Dächern pfeifen. Als Erinnerung gab es zum Abschluss für jedes Kind ein Lesezeichen mit dem Logo der Nieder-Olmer Geschichtsspatzen.
Führungen für weitere Schulklassen sind nach Absprache möglich entweder unter per E-Mail unter: stadtarchiv@nieder-olm.de oder telefonisch unter: 06136/69-24004.
Autor: red