BRETZENHEIM – Es ist gegen 18.30 Uhr, die Feuerwehr fährt mit dem Gerätewagen und dem elf Meter langen Leiterwagen durch die Bretzenheimer Hochstraße, als sie beim Abbiegen in die Ludwig-Richter-Straße zum Stehen kommt. Nichts geht mehr. Rechts vom Feuerwehrwagen steht ein Kleinwagen verkehrswidrig halb auf dem Bürgersteig, links steht ein Wagen zwar richtig im Parkbereich, doch wegen des Hindernisses rechts kommt der Gerätewagen nicht durch. „Im Ernstfall wäre das die Katastrophe“, erklären Christoph Steigerwald von der Freiwilligen Feuerwehr Bretzenheim und der Sachgebietsleiter für den vorbeugenden Brandschutz bei der Berufsfeuerwehr, Michael Engelhardt. Glücklicherweise handelte es sich bei der Fahrt durch Bretzenheim nur um eine „fiktive Rettungsfahrt“, die von Kräften der Verkehrsüberwachung und der Straßenverkehrsbehörde begleitet wurde. Zweck der Kontrollfahrt: Vor Ort diskutierte man über mögliche Maßnahmen, wie enge Kreuzungen oder Straßen so umgestaltet werden können, dass ein sicheres Durchkommen von Rettungsfahrzeugen und Feuerwehr möglich wird.
In der Ludwig-Richter-Straße wurde kurz überlegt, den regelwidrig abgestellten Pkw abschleppen zu lassen. Doch nachdem für drei Sekunden die Sirene des Feuerwehrfahrzeugs gestartet wird, kommt ein Anwohner aus dem Hoftor und erklärt, er könne seinen korrekt auf der linken Seite abgestellten Wagen umparken. So macht er Platz für die Weiterfahrt der Feuerwehrfahrzeuge. Der Falschparker bekommt noch einen Knollen. Bei der Fahrt mit anwesend sind auch Ortsvorsteherin Claudia Siebner, die um die Kontrollfahrt durch den Stadtteil gebeten hatte, sowie Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger. Es sei wichtig zu eruieren, wo es Engstellen gibt. Nicht immer seien es die Falschparker, die ein zügiges Durchkommen der Feuerwehr unmöglich machen, so Steigerwald. Manchmal seien die Markierungen auf der Straße nicht ausreichend, manchmal stünden Schilder falsch. Es gebe viele Hindernisse, für den Leiterwagen können das auch vorstehende Markisen oder Balkone, mitunter eben auch Schilder sein, die der nach vorne über das Fahrzeug hängende Korb der Leiter erwischen kann.
Engelhardt erklärt zum Leiterwagen, dieser sei ohne Spiegel 2,50 Meter breit, wenigstens eine Fahrspurbreite von 3,05 Metern müsse für ein Durchkommen aber gegeben sein. Einen Vorteil hat der Leiterwagen: Er kann auch die Räder der Hinterachse einschlagen, sodass auch enge Kurven beim Abbiegen gefahren werden können. Engelhardt plädierte für alternierendes Parken in engen Straßen. Anders sei es für die Feuerwehrleute im Ernstfall nahezu unmöglich, an ihre Geräte im Wagen zu kommen. „Da fehlt einfach der Platz“, so Engelhardt.
Die zweistündige Fahrt geht durch die Hinkelsteiner Straße, die Hochstraße und Faulhaberstraße, wo es ebenfalls Behinderungen durch unmittelbar an der Kreuzung abgestellte Autos gibt. Der Mindestabstand von fünf Metern zur Kreuzung sei nicht eingehalten. Wieder gibt es Knöllchen, die Halter können ermittelt und angerufen werden und fahren ihre Autos aus dem Weg. In der Bert-Brecht-Straße läuft es gut, eng wird es beim Abbiegen in die Zaybachstraße, an der Kreuzung zur Rathausstraße wird wieder gehalten. Hier erläutert die Feuerwehr, dass Besucher des Bäckers ihre Autos einfach auf der Straße abstellten. Hier wünscht man sich mehr Hinweisschilder, um der Situation Herr zu werden. Die Feuerwehrwagen arbeiten sich mühsam noch durch die Kirchenpforte, Dantestraße, Dahlheimer Straße, Ulrichstraße und die Domherrngasse, dann geht es zurück zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz der IGS. Vieles wurde notiert und per Bild dokumentiert, nun gilt es, mögliche Maßnahmen zur Entschärfung umzusetzen.
Autorin: kga