OBER-OLM – Der Bibelgarten in Ober-Olm ist bei einem feierlichen ökumenischen Gottesdienst seiner Bestimmung übergeben worden. Damit hat das Projekt, an dem sich unzählige Menschen, viele Gruppen und Institutionen beteiligen, offiziell das angestrebte Ziel erreicht: Ein Ort der Willkommenskultur und Begegnung zu werden, dessen Tor immer offensteht.
Inmitten unterschiedlicher Blumen, umringt von Pflanzen und Bäumen gewährt Kathrin Fiederling Journal LOKAL eine Führung. Sie gilt die Visionärin des Bibelgartens, in dem, wie sie beschreibt: „Menschen einander treffen, miteinander austauschen oder einfach zur Ruhe kommen können“.
Der Weg, der sich durch den Garten schlängelt, folgt der Heilsgeschichte, die die Bibel erzählt, ohne sich strikt an sie zu halten. Es gibt einen Platz für die Arche Noah, den Stall zu Bethlehem, ein Netz, das Jesus als Menschenfischer versinnbildlicht, den Garten Gethsemane und das leere Grab Jesu und in der Mitte der Anlage sprudelt die „Quelle des Lebens“. Zudem fallen Akzente auf, wie etwa die Flüchtlingsthematik, „wo wir die Brücke zwischen Kirche und Gesellschaft schlagen wollen“, sagt Fiederling. Der Platz vor der Quelle ist für die lebensgroße Figur der biblischen Ruth aus Bronze reserviert und noch frei. „Ruth hat ihre Heimat verlassen und ist mit ihrer Schwiegermutter in ein neues Land aufgebrochen, wo sie neue Freunde und Heimat gefunden hat.“ Diese Offenheit und „dass wir niemanden abweisen wollen“, ist uns als gesellschaftliche Haltung sehr wichtig.
Viele Helfer im Team mit weit über 20 Mitgliedern kümmern sich um den Garten. Schilder vor jeder Pflanze, wie dem über einhundert Jahre alten Olivenbaum oder dem Feigenbaum erläutern mit einem Bibelzitat den Zusammenhang, nennen den botanischen Namen und stellen mit einer Interpretation den Bezug zur Gegenwart her. „Sie dienen der Inspiration.“ Eine besondere Version der „Zehn Gebote“ haben beispielsweise die Kinder beigesteuert und dabei ihr Verständnis der alttestamentarischen Weisung vom Berg Sinai auf Schiefertafeln festgehalten.
Einen weiteren Akzent setzt unterschwellig der Klimawandel. Die meisten Pflanzen und Bäume, die das Bibelgarten-Team seit dem letzten Jahr gesetzt hat, kommen auch in der Bibel vor und alle haben überlebt. Manche Floravertreter haben sich aber mit Leichtigkeit eingemietet. „Wir haben sie gar nicht ausgesät.“ Wenn das kein Ausdruck der Offenheit ist. Der Olivenbaum soll sich inzwischen als ein Überlebenskünstler erwiesen haben. Doch das Thema Wasser bleibt aktuell und beeinflusst die Auswahl und Pflege. Eine Zisterne kann zwar 5.000 Liter einfangen. „Doch das reicht nicht.“ Was ausreichend vorhanden ist, sind die Einfälle, die in den Köpfen entstehen und reifen. Womöglich wird im Herbst eine Veranstaltung angeboten, bei der „wir zeigen, was alles aus den Pflanzen im Garten gemacht werden kann“. Die hohe Zahl der Gottesdienstteilnehmer deutete an, dass die Unterstützer nicht fehlen werden, um den Garten zu einem bleibenden Ort der Willkommenskultur und Begegnung werden zu lassen.
Gregor Starosczyk-Gerlach