BRETZENHEIM – Da stand der 88 Jahre alte Wilmar Stelzig und lachte. Die Ehrennadel samt Urkunde, die er gerade für seine 50-jährige Mitgliedschaft beim CDU-Neujahrsempfang in Weyers Gutsschänke verliehen bekam, wurde zur Nebensache. „Ich kenne den Manfred ja schon, als er so klein war“, zeigte der Senior auf Tischhöhe. „Ein Lümmel war er, aber ich freue mich, dass du jetzt für das Ortsvorsteheramt kandidierst.“ Gemeint war Manfred Lippold, bislang noch CDU-Fraktionssprecher an der Seite von Ortsvorsteherin Claudia Siebner. Derer beider erklärtes Ziel ist es aber, ihre Plätze zu tauschen, wenn im Juni gewählt wird. „Du kannst es schaffen, du hast das Herz am richtigen Fleck“, sagte Stelzig und Lippold konnte nicht anders: „Ich werde dich auch zur Wahlurne fahren“, scherzte er und drückte seinen früheren Nachbarn.
Die CDU Bretzenheim hatte zum Neujahrsempfang geladen, wo Claudia Siebner, Manfred Lippold und Stadtratsmitglied Ludwig Holle ihre Gäste auf die Wahl einstimmten. Dabei gingen sie auf die Situation im Stadtteil ein, aber auch auf aktuelle Trends und die politische Lage der Bundesrepublik. Siebner, die als Ortsvorsteherin nach knapp zehn Jahren Amtszeit den Platz frei machen will für „ein neues Gesicht“, blickte auf ihre Amtszeit zurück. Viele Baustellen habe man in Bretzenheim angepackt, viele Herausforderungen gemeistert, um den Stadtteil aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Doch es gebe noch viele weitere Baustellen. Das Rathaus etwa, der Wunsch nach einem Bürgerhaus, der nun durch den Kauf des alten Pfarrhauses St. Georg samt Grundstück realisiert werden könnte, das Verkehrskonzept und die Umsetzung der Ideen aus der Bürgerbeteiligung zum Ortskern. Angesichts der politischen Lage Deutschlands hielt Siebner ein flammendes Plädoyer für die Demokratie. „Unsere Freiheit ist nicht verhandelbar“, warnte sie vor Antidemokraten und mahnte: „Wir sind es denen schuldig, die nach dem Krieg Deutschland wieder aufgebaut haben.“ Sie appellierte: „Egal wo: Erheben Sie Ihre Stimme und lassen Sie sich nicht vom demokratischen Grundgedanken abbringen. Die Demokratie ist das höchste Gut, wir müssen unsere Freiheit verteidigen.“ Für die Wahl warb sie für ihre Partei: „Wir haben die besseren Ideen und denken sie im Gegensatz zu den anderen bis zum Ende.“
Der CDU-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl, Ludwig Holle, forderte, Mieten und Hauspreise in Mainz müssten wieder bezahlbar werden, wenn die Stadt wachsen solle. Es helfe nicht, einfach nur stadteigene Grundstücke teuer zu verkaufen, um so Einnahmen zu generieren. Auch das Thema Verkehr müsse neu gedacht werden. Wer im günstigeren Rheinhessen wohne, könne dank schlechtem ÖPNV nur mit dem Auto in die Stadt kommen, dafür brauche es vernünftige Lösungen. „Wir müssen was verdienen, um die Wirtschaft zu aktivieren, es reicht nicht, ständig nur weiter die Steuern zu erhöhen“, so Holle. Auch er stellte sich klar gegen Rechts: „Wir müssen deren Wähler erreichen und für uns gewinnen“, sagte Holle.
Manfred Lippold gab zu, er habe drei Monate überlegt, ob er mit fast 63 Jahren tatsächlich noch als Ortsvorsteher kandidieren wolle. „Wenn ich mich politisch engagiere, dann für diesen Ort. Wenn ich helfen kann, bin ich da. Die Menschen zu begeistern war immer unsere Aufgabe der CDU hier in Bretzenheim“, sagte er. Ehrenamtlich an vielen Stellen im Ort engagiert, kennt Lippold die Menschen und weiß, was ihnen auf den Nägeln brennt. Er kennt sich vielleicht wie kein anderer im Stadtteil aus. „Es ist normal, sich zu engagieren“, erklärt er seine Ambitionen. „Ich bin offen für alles, wie ich es immer war.“ Und Lippold weiter: „Es geht nur um eines: Um Bretzenheim. Es ist so lebenswert, die CDU will hier das Bestmögliche für alle erreichen und die Vereine und das Ehrenamt stärken. Auch die Senioren sollen stärker eingebunden werden und sich beteiligen können. „Ich bin ein Arbeitstier“, forderte Lippold selbstbewusst von allen, am 9. Juni zur Wahl zu gehen.
kga