BRETZENHEIM – Im Bett liegend, aber trotzdem fröhlich und geistig munter hat die Bretzenheimerin Emma Dietrich jetzt die Gäste in ihrem Heim An der Kirchenpforte zu ihrem besonderen Ehrentag begrüßt. Die zweitälteste Bretzenheimerin feierte ihren 102. Geburtstag. Dazu gratulierten Schwiegertochter Anke Jäger, drei Enkel und sechs Urenkel sowie Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU), die Blumen, zwei Flaschen Wein sowie drei Glückwunschkarten der Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), des Oberbürgermeisters Nino Haase (parteilos) und der Ortsvorsteherin mitgebracht hatte.
„Ich bin noch klar im Oberstübchen“, bemerkte die für ihr hohes Alter sehr rüstige Seniorin mit einem Augenzwinkern und berichtete aus ihrem langen Leben. „Ich bin 1922 in Gonsenheim geboren, damals hatten wir französische Besatzung“, erzählte Emma Dietrich. Nach ihrer Schulzeit in Gonsenheim wurde sie mit 17 Jahren Buchhalterin in einem Radiogeschäft. Nach dem Krieg heiratete sie 1948 Wilhelm Dietrich, der nach 51 Jahren Ehe 1999 verstarb. Die beiden waren die Gründer des bekannten Bretzenheimer Restaurants „Zum Laternchen“ an der Kirchenpforte, das dann von Emma Dietrichs Sohn Willi Dietrich übernommen wurde. Der 05-Kultfan, stets mit einem als Fußball maskierten Kopf zu den Fußballspielen des Bundesligisten FSV Mainz 05 pilgernd, gehörte zu den prägenden Figuren der Mainzer Fanszene und wurde im Februar 2011 bundesweit bekannt: In einer Folge der RTL-Fernsehsendung „Rach, der Restauranttester“ lässt sich der Wirt Willi Dietrich vom bekannten Sternekoch Christian Rach zu seinem Bretzenheimer Lokal „Zum Laternchen“ beraten. „Er war ein guter Koch und er war immer für 05 da“, blickte Emma Dietrich nun auf das Leben ihres im Jahr 2015 nach schwerer Krankheit verstorbenen Sohnes Willi Dietrich zurück, dessen Lokal seitdem geschlossen ist.
Zu dem Geheimnis ihres außergewöhnlich langen Lebens befragt, hat Emma Dietrich eine Reihe von Erklärungen parat. „Ich habe Glück, dass ich zwei Enkel habe, die für mich sorgen“, lobt die Seniorin ihre Enkel Andreas und Angela, die sich um ihre Oma kümmern. „Wir haben immer was zu lachen, denn Lachen ist eine gute Medizin.“ Auch einem Gläschen Eierlikör, Rotwein oder Ouzo sei sie nicht abgeneigt. Im Zimmer der Seniorin hängen zahlreiche Familienbilder, denn die Familie war und ist Emma Dietrich stets sehr wichtig. „Frau Dietrich hat die Familie fest im Griff“, sagt Claudia Siebner augenzwinkernd und auch im gemeinsamen Gespräch der Ortsvorsteherin mit der zweitältesten Bretzenheimer Bürgerin gibt es viel zu lachen.
Oliver Gehrig