EBERSHEIM – Tradition und Gemeinschaftssinn strahlten mit der Sonne um die Wette: Beim jährlichen Tag des Bieres beim Rheinhessen-Bräu in Ebersheim öffneten sich vor kurzem die Tore für ein fröhliches Hoffest. Etwa 1000 Besucher schauten vorbei.
„Wir feiern damit den Geburtstag des Deutschen Reinheitsgebotes, das vor 508 Jahren in Ingolstadt erlassen wurde“, sagte Christian Karl, einer der Braumeister. Der entsprechende Erlass bilde auch heute die Grundlage für die Bierherstellung im Familienbetrieb. Gemeinsam mit seinem Bruder Matthias führt er die Brauerei sowie einen landwirtschaftlichen Betrieb und einen Weinbaubetrieb. Er hat seine Wurzeln tief in der lokalen Kultur. Den Weinbaubetrieb gibt es in Ebersheim seit 1820.
Der innovative Schritt vom Wein zum Bier sei seit 2007 ein natürlicher Prozess, motiviert durch den Wunsch, die selbst angebaute Braugerste sinnvoll zu nutzen. „Anfangs wurden wir manchmal ein bisschen belächelt. Mittlerweile heißt es schon teilweise: Rheinhessen-Bräu – das Bier der Winzer.“ Vor Kurzem erreichte den Ebersheimer Familienbetrieb mit dem „Landesehrenpreis im Genusshandwerk 2024“ eine weitere Auszeichnung. Der Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz wird an herausragende Betriebe des Lebensmittelhandwerks verliehen, die regional verwurzelt sind, nachhaltige Konzepte verfolgen und sich gesellschaftlichen Anforderungen wie Ausbildung und soziales Engagement stellen, hieß es in der Begründung.
Was macht das Ebersheimer Bier aus? „Mit dem Vergleich von Frischmilch und H-Milch können sich die Menschen es sich vielleicht besser vorstellen. Unser Bier ist wie die Frischmilch, muss gekühlt stehen, immer frisch produziert und frisch abgefüllt werden.“ Entsprechend früh, etwa drei Wochen vor dem Fest, waren die Braumeister am Abfüllen. „Damit genug Ware da ist“, erklärte Karl.
Das Bier aus Ebersheim findet ebenso über lokale Gaststätten und Supermärkte seinen Weg zu den Konsumenten. „Allerdings nur um den eigenen Schornstein herum, weil wir das Frischbier wegen der Logistik nicht in die Ferne schicken“, so Karl. Und die Preise? „Vergleicht man unser Bier mit einer anderen kleinen Handwerksbrauerei, dann sind wir relativ günstig. Vergleicht man es mit einer Industriebrauerei, dann sind wir teurer.“
Nach seiner Einschätzung müsste die Stadt um die Entwicklung froh sein, meinte Karl. „Mainz gehörte historisch zu den wichtigsten Bierstädten.“ So zählte beispielsweise die Mainzer Aktien-Bierbrauerei zeitweise sogar zu den großen Brauereien in Deutschland. Über die Wiederaufnahme der Tradition zeigte sich die Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) in der Tat erfreut. Beim Fassbieranstich kommentierte sie in Anspielung auf die heutige Mitgliedschaft der Stadt und der Region im „Great Wine Capitals“-Netzwerk: „Früher wären wir also Great Beer Capital gewesen.“
Gregor Starosczyk-Gerlach