HECHTSHEIM – Das Wetter, vor allem der Regen, hatte dem eisernen Eingangstor zum Jüdischen Friedhof in Hechtsheim an der Heuerstraße stark zugesetzt. Der ursprünglich grüne Lack war abgeblättert und gab so einen Blick auf frühere Farbanstriche frei. Vielen Hechtsheimerinnen und Hechtsheimern fiel der desolate Zustand des Tors auf. Sie nahmen wie Ortsbeiratsmitglied Klaus Euteneuer (SPD) Kontakt zur Jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen auf, in deren Obhut auch die jüdischen Friedhöfe in den früheren Landgemeinden rund um Mainz gehören. Offen blieb zunächst die Frage der Finanzierung der Sanierungskosten, teilt der Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte mit.
Doch Hechtsheim hat seine Freiwillige Feuerwehr mit nahezu 50 Mitgliedern in der aktiven Einsatzmannschaft – darunter Daniel Muth, Spross eines alteingesessenen Hechtsheimer Malerbetriebs mit abgeschlossener Maler- und Lackiererlehre und derzeit Student des Bauingenieurwesens. Wehrführer Sebastian Nolte unterbreitete dem Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte das Angebot, anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Wehr die Sanierung des Tores als Geschenk an die Hechtsheimer Zivilgesellschaft unentgeltlich zu übernehmen. Nach kurzer Rücksprache mit Gemeinde-Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky erhielt der Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte die Zustimmung zur Neulackierung.
Vor dem Neuanstrich stand die mühevolle Arbeit des Säuberns und des Entfernens des alten Lacks. Mehrere Farbschichten kratzten die Feuerwehrleute unter Aufsicht von Daniel Muth ab – von Schwarz über Hell- bis Dunkelgrün. Danach wurden die Fugen der Türbleche erneuert, damit Regenwasser keine Chance hat, neuen Rost anzusetzen. Danach erfolgte der erste Anstrich mit einem neuartigen Lack, der laut Daniel Muth einen starken Korrosionsschutz bietet.
Einziges Problem: Das Wetter spielte bei der Renovierung nicht immer mit. Denn auf feuchtem Eisen haftet der Lack nicht. Insgesamt drei Termine brauchten die Feuerwehrleute, bevor die Sanierung nahezu abgeschlossen war. Damit einbrechende Dunkelheit an manchen Tagen die Arbeiten nicht zusätzlich erschwerte, leuchtete die Feuerwehr mit Strahlern das Friedhofstor und die Friedhofsmauer aus. Letzte fachmännische Feinarbeiten besorgte der Malerbetrieb Muth, bis das Tor in einem satten dunkelgrünen Ton glänzte.
Ortsvorsteherin Ulrike Cohnen (CDU) fand bei einem Besuch am Jüdischen Friedhof das richtige Wort für die Aktion der Feuerwehr: „Prima!“ Es sei toll, dass die Feuerwehr sich so stark über ihren eigentlichen Auftrag hinaus für Hechtsheim engagiere. Der Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte bedankte sich bei den fleißigen Wehrleuten mit einem Imbiss, bei dem zwar Weck und Worscht auf dem Tisch lagen, dafür wurde aber auf Wein zu Gunsten von Wasser und alkoholfreiem Bier verzichtet, damit eine ruhige Pinselführung möglich war. Wehrführer Sebastian Nolte zeigte sich zufrieden mit der Arbeit seiner Wehrleute: „Es ist schön, dass wir helfen konnten, ein Hechtsheimer Wahrzeichen zu erhalten.“
red