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Für Frieden und soziale Verantwortung Kirche >>>Ökumenischer Gottesdienst in Drais mit Prof. Gerhard Trabert

Prof. Gerhard Trabert sprach in Drais. Foto: fej

DRAIS – Aktiv für Solidarität und Nächstenliebe einzutreten, das verbindet den Verein „Armut und Gesundheit“ mit Werten der Kirchengemeinden. Dies wurde deutlich in einem ökumenischen Gottesdienst mit dem Vereinsgründer, Arzt und Sozialarbeiter Prof. Dr. Gerhard Trabert. Solidarisch zu sein mit Menschen am Rande der Gesellschaft, dazu forderte er auch in Drais auf und stellte den Verein vor, der wohnungslosen und anderen sozial benachteiligten Menschen schon seit seiner Gründung 1997 gesundheitliche und weitergehende Versorgung bietet.

Einen Blickfang im Gottesdienst, der von einem Team um Marlene Hang und Gudrun Drehsen-Sohn vorbereitet und gefeiert wurde, bildete die Wanderfriedenskerze, die auch in der Region zu Frieden und Versöhnung aufruft. Die Lesung widmete sich dem Propheten Amos, der bereits vor über 2500 Jahren mahnende Worte gegen die Unterdrückung der Armen fand. Gerhard Trabert nahm dies zum Anlass, unsere heutige Gesellschaft kritisch zu hinterfragen mit Blick auf den Unterschied zwischen sehr reichen Menschen und jenen, die in extremer Armut leben.

Mit dem Arztmobil bietet Prof. Gerhard Trabert ein niedrigschwelliges medizinisches Angebot. Foto: Andreas Reeg

„Es ist wichtig, unsere Demokratie zu verteidigen“, betonte er. „Nicht nur nach außen, sondern auch nach innen, indem wir soziale Gerechtigkeit stärken.“ Dafür setzt sich der Verein bis auf Bundesebene ein, sogar der Bundespräsident war schon zu Gast in der Ambulanz auf der Mainzer Zitadelle. Neben der mobilen medizinischen Versorgung auf der Straße mit dem Arztmobil bietet der Verein dort offene Türen in der „Poliklinik ohne Grenzen“. Neben rund 30 hauptamtlich Mitarbeitenden, ob im medizinischen Bereich oder in der Sozialarbeit, sind viele ehrenamtlich aktiv. Geplant sind auch weitere Übernachtungsmöglichkeiten dort mit Pflege.

2025 soll zudem eine Gedenkstätte fertiggestellt werden für wohnungslose Menschen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden (wir berichteten). Diese soll auch auf die Situation heute verweisen und zu mehr Respekt mahnen gegenüber Obdachlosen. Rund 400.000 Menschen leben bundesweit auf der Straße, informierte Gerhard Trabert, davon etwa 250 in Mainz und Umgebung.

Ein weiteres Projekt, das er vorstellte, ist das „Haus Bahar“, ein Wohnprojekt für Frauen in sozialen Notlagen. Generell seien Frauen häufiger armutsgefährdet, sei es wegen geringerer Löhne oder der unbezahlten Arbeit bei der Kindererziehung und Pflege von Angehörigen. Das pauschale Vorurteil gegenüber Bürgergeldbeziehenden als „faul“ prangerte Gerhard Trabert an und forderte dazu auf, dem Populismus entgegentreten, der zunimmt, und sich in die Not von Geflüchteten hineinzuversetzen. Wichtig sei, die Gründe ihrer Flucht zu berücksichtigen, ob Krieg, Klimakatastrophen oder um einer Zwangsheirat und Genitalverstümmelung zu entgehen.

Zudem wurde deutlich, wie wertvoll kleine Gesten sein können, vor allem etwas Zeit zu schenken und nachzufragen, was Menschen auf der Straße gerade brauchen. Nach Wasserflaschen in den heißen Monaten sind derzeit winterfeste Schlafsäcke und Isomatten erforderlich. Vom Verein weiterverteilt werden auch warme Wollsocken, Schals und Mützen. Willkommen sind in erster Linie Geldspenden, um die bisherige Unterstützung kontinuierlich fortsetzen zu können. Die Kollekte im Gottesdienst, zusammen mit Spenden zum Erntedankfest, erbrachte mehr als 500 Euro.

 

fej