BODENHEIM – Horst Kasper ist tot. Der langjährige Bodenheimer Ortsbürgermeister, engagierte SPD-Kommunalpolitiker und leidenschaftliche Heimatforscher starb im Alter von 85 Jahren. In der Sitzung des Ortsgemeinderats am 12. Mai gedachten die Ratsmitglieder Horst Kasper mit einer Schweigeminute. Bürgermeister Jens Mutzke (SPD) erinnerte an Kaspers Verdienste als Ortsbürgermeister und hob insbesondere dessen unermüdlichen Einsatz für die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte hervor.
Derzeit will die Gemeinde die Sandstein-Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Bodenheim professionell instandsetzen lassen – ein Herzensanliegen Kaspers, das er selbst nicht mehr verwirklicht erleben konnte. Horst Kasper widmete sich ganz besonders der Erforschung und Bewahrung von Geschichten jüdischer Familien mit Wurzeln in Bodenheim nach dem Zweiten Weltkrieg.

Politisch prägte Kasper das Geschehen in Bodenheim über Jahrzehnte. Von 1967 bis 2009 war er kommunalpolitisch aktiv, von 1973 bis 1984 als Ortsbürgermeister. Im Jahr 2017 ehrte ihn die SPD für 50 Jahre Mitgliedschaft mit einer goldenen Ehrennadel. Mutzke – damals Beigeordneter in Bodenheim – beschrieb Horst Kasper dabei als „mehr als ein Parteimitglied – er war eine prägende Persönlichkeit für unsere Gemeinde und ein engagierter Forscher der Bodenheimer Geschichte.“
Kasper trat 1967 nach seiner Ausbildung zum Verwaltungsbeamten der SPD bei. Bereits seine Familie hatte ihn politisch geprägt – sowohl Großvater als auch Onkel waren SPD-Mitglieder und Gegner des NS-Regimes, was sie in Konzentrationslager brachte. „Das hat mich früh beeinflusst“, sagte Kasper 2017 in einem Zeitungsgespräch.
Nach dem Ende seiner politischen Laufbahn widmete sich Kasper intensiv der historischen Forschung seiner Heimatgemeinde, mit besonderem Fokus auf die Geschichte der Juden in Bodenheim. Seit den späten 1970er-Jahren pflegte er engen Kontakt zu jüdischen Familien mit Wurzeln in Bodenheim und setzte sich für die Erinnerung an deren Schicksale ein.
So ist eine Ausstellung im Heimatmuseum der Familie Dolles gewidmet, in deren ehemaligem Adelssitz beziehungsweise Wohnhaus heute die VG-Verwaltung residiert. Deren Geschichte hatte Kasper akribisch erforscht und er erhielt oft Besuch der Nachfahren aus aller Welt (Journal LOKAL berichtete hier).
Er initiierte die Verlegung von Stolpersteinen und veröffentlichte 2004 das Buch „Der jüdische Friedhof in Bodenheim“. Für sein Engagement erhielt der Hobby-Historiker einen Anerkennungspreis der amerikanischen Obermayer-Stiftung. 2006 wurde ihm bereits das Bundesverdienstkreuz verliehen.